Jan Gloßmann

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete, liebe Cottbuserinnen und Cottbuser,

mit mehreren entscheidenden Nachrichten neigt sich der April dem Ende zu. Von großer Freude begleitet, erreicht uns aus Potsdam die Botschaft: Seitens der Landesregierung liegt nunmehr die Genehmigung für unseren Haushalt vor. Damit können viele wichtige Vorhaben und Investitionen angeschoben oder finanziell durch uns flankiert werden.

Mit ebenso großer Freude und einer Portion Selbstbewusstsein haben wir zu Wochenbeginn zudem das Votum des Wissenschaftsrates aufgenommen. Der Weg für die Medizinische Universität Lausitz Carl Thiem ist geebnet, wenngleich er noch weit ist. Unser nach dem Bahnwerk zweiter Leuchtturm der Strukturentwicklung kann erstrahlen. Cottbus/Chóśebuz erhält eine zweite Universität. Und damit es am Fuße dieses wissenschaftlichen und medizinischen Leuchtturms genau so hell strahlt, beschäftigen wir uns nun weiter mit großem Elan mit der Entwicklung des städtebaulichen Kontextes. Das wird herausfordernd, die Ansprüche der Universität in Forschung, Lehre und medizinischer Praxis, aber auch studentischen Lebens in Einklang zu bringen mit den baulichen und stadttechnischen Anforderungen an Gebäude, Verkehr, Parkplätze etc. an diesem neuen Eingang unserer Stadt in der Spremberger Vorstadt.

Von dieser Utopie, die Wirklichkeit wird, ist es gedanklich gar nicht so weit zum Planetarium. Seit dem 26. April 1974 glänzt die Kuppel in Sandow, seit 50 Jahren ist es eines unserer Wahrzeichen.

Ein Planetarium war seinerzeit und ist es auch heute noch etwas Seltenes. Das heißt aber nicht, dass es deshalb Luxus ist. Ein Planetarium hat neben dem Freizeiteffekt und dem, ich nenne es mal so: Staunens-Effekt immer auch den immens wichtigen Bildungseffekt. Vor diesem Hintergrund will ich gar nicht mehr glauben, dass wir Zeiten erlebten, in denen wir ernsthaft über die Schließung des Hauses diskutierten, diskutieren mussten. Doch ich will daran erinnern. Viele von Ihnen waren damals dabei. Es ist wichtig, dass wir uns angesichts des glücklichen Geburtstages nochmals vergegenwärtigen, welche Blüten es treibt, wenn Kommunen finanziell nicht ausreichend ausgestattet sind. Letztlich waren es die Vernunft und das Engagement von Bürgerinnen und Bürgern, die das Planetarium als „Cottbuser Original“ retteten. Es war nicht nur ein Kampf um Arbeitsplätze und um ein einzigartiges Angebot, es war auch ein Kampf um ein wichtiges Symbol unserer Stadt. Und es ist eben nicht nur – das bitte ich nicht falsch zu verstehen – ein Förderverein, der sich dort engagiert. Es ist ein Trägerverein. Menschen, die ganz konkret Verantwortung auch in wirtschaftlicher Art und Weise für dieses wichtige Haus übernommen haben und es bis heute erfolgreich führen. Dafür bereits an dieser Stelle unser herzlicher Dank an das Team um Gerd Thiele und beste Wünsche für ihn und die Geburtstagsfeier, die leider nicht am Freitag stattfinden kann, aber im Spätsommer nachgeholt werden wird.

Sehr geehrte Damen und Herren,
das Planetarium steht im Kleinen für das, was wir im Strukturwandel brauchen. Forscher- und Entdeckergeist, Neugierde, das Vorstoßen in unbekannte Welte und Weiten. Dieser Aufbruchsgeist, der einst auch den Fürsten Pückler auszeichnete, prägt unsere Boomtown heute und in den kommenden Jahren.

Das Planetarium reiht sich damit ein und ist sogar in gewisser Weise Vorreiter einer ganzen Zahl von Einrichtungen, die bis heute mit Kunst, Kultur, Wissen und Wissenschaft einen wichtigen Beitrag leisten, um gerade junge Leute zu bilden, Wissen zu vermitteln, Positionen und Fakten nahzubringen.

Ich denke dabei beispielsweise an das Piccolo-Theater. Das hat Anfang des Monats mit seinem Jugendclub eine erfolgreiche Premiere des Stücks „Dazwischen“ feiern können. Ende Mai steht es wieder auf dem Spielplan – denn es bleibt sehr aktuell. Die Eigenproduktion befasst sich mit dem Frieden, der – so heißt es – eben nichts sei, „das entsteht, wenn man es sich wünscht“. Der Frieden kommt nicht von allein und er fällt nicht vom Himmel. Der Jugendclub hat dazu vielen Fragen aufgeworfen und sucht in dem Stück nach Antworten.

Wann beginnt eigentlich ein Krieg? Mit dem ersten Schuss, der ersten Bombe oder doch weit zuvor? Das Piccolo-Theater erinnert mit einer Lesung „Holt die Bücher aus dem Feuer“ am 08. Mai an die Bücherverbrennung vor nunmehr 91 Jahren, am 10. Mai 1933, durch Nationalsozialisten und viele Mitläufer. Das Theater hat dabei das Gladhouse und die Bücherei Sandow als Partner. Es ist dringend, auch heute daran zu erinnern, welch hohe Güter die Meinungs-, Kunst-, Rede- und Pressefreiheit sind. Wir wissen erst, was wir an ihnen haben und wie nötig sie für eine funktionierende Demokratie sind, wenn wir sie hergegeben haben.

Nah an Krieg und Gewalt bewegt sich zudem das Staatstheater mit seiner Operninszenierung „Tosca“. Die Aufführung hat Begeisterung ausgelöst, und ich zitiere gern aus einer Besprechung auf rbb-online: „Das Publikum jubelt und trampelt. Neid einer Berliner Opernkennerin: keine Buhrufe in Cottbus“. Zitat Ende. Und es gibt noch eine guten Effekt, wie der Text deutlich macht. Denn da steht dann auch: „Ab nach Cottbus und selber gucken. Es lohnt sich total.“

Dass wir hier in Cottbus/Chóśebuz viel zu bieten haben wissen wir. Es kommen in diesen Wochen und Monaten nahezu täglich wichtige Schritte der Entwicklung hinzu. Ich denke beispielsweise an das Richtfest am Lausitz Park, wo eine 100-Mliionen-Investition umgesetzt wird. Am Cottbuser Ostsee konnten wir gemeinsam mit der Leag fünf Jahre Flutung feiern. Der aktuelle Wasserstand bietet allen Grund dazu, wenn auch noch ein gutes Stück Weg zurückzulegen bleibt. Zudem verdichten sich die Anzeichen, dass der Ostsee künftig als Speicher einen Beitrag zum Wassermanagement der Region leisten wird. Ich denke aber auch an vermeintlich kleine Dinge wie das neue Wandbild am Bunten Bahnhof, das der Cottbuser Künstler Dirk Hiekel gestaltet hat. Es zeigt den Wandel in unserer Stadt, und das nicht von ungefähr in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Bahnwerk. Der Wandel wirkt.

Sehr geehrte Damen und Herren,
vieles neu macht der Mai: Cottbusverkehr wird Ende des Monats planmäßig mit dem Bau der Gleise in der Madlower Hauptstraße beginnen. Der erste Bauabschnitt soll bis Mitte August erledigt sein. Der zweite beginnt direkt im Anschluss. Dort wird bis Ende November gearbeitet. Fertig sein soll alles, wenn die Witterung mitspielt, voraussichtlich Mitte Dezember. Die Vorbereitungen laufen. Rechtzeitig vor Baubeginn wird es weitere Veröffentlichungen sowie Anwohner-Informationen zu den Umleitungen, zur Linienführung und zum Ersatzfahrplan geben.

Hingegen können wir dem Ausbau des Stadtringes zwischen Turbokreisel und Ortsein- sowie -ausgang von und nach Peitz leider nicht pünktlich beginnen. Wir rechnen jetzt mit einem Baubeginn voraussichtlich im September oder Oktober.

Sehr geehrte Damen und Herren,
jüngst haben Nachrichten aus Oranienburg aufhorchen lassen. Da ging es um Lücken im Stromnetz mit erheblichen Folgen für die Bürgerschaft und Ansiedlungen in einer wachsenden Stadt. In Cottbus/Chóśebuz sieht es aktuell so aus:

Die Elektroenergieversorgung GmbH, eine Tochter der Stadtwerke, bauen seit Oktober 2023 das Stromnetz in ihrem Konzessionsgebiet für den Strukturwandel und die sich daraus ableitenden Erweiterungen aus. Die Investitionen liegen bei ca. 32 Millionen Euro, 25 Millionen davon werden durch das Land bereitgestellt. Der Ausbau ist nötig wegen bereits laufender und noch zu erwartender Ansiedlungen im Strukturwandel. Sie kennen die Vorhaben: das Bahnwerk, CHESCO, viele Institute, die Medizinische Universität Lausitz Carl Thiem, aber auch die Wasserstoff-Tankstelle bei Cottbusverkehr, für deren Bau es morgen den Auftakt geben wird.

Die Prognose macht deutlich: Wir rechnen mit einer Verdopplung des elektrischen Leistungsbedarfs bis 2030. Der Ausbau verläuft aktuell planmäßig und termingerecht. Zudem kündigt sich mit der Entwicklung des Lausitz Science Parks der nächste strukturwandelbedingte Stromnetzausbau für die EVC an. Dafür steht die Grobkonzeption; derzeit werden die zu erwartenden Kosten und deren Finanzierung geklärt.

Darüber hinaus wird der hohe Versorgungsanteil der Cottbuser mit Fernwärme durch die Stadtwerke in den nächsten Jahren und Jahrzehnten weiter gesteigert. Alles in allem sind wir auf gutem Weg, dürfen uns aber nicht ausruhen. Für die mittel- und langfristige Zukunft werden in Cottbus/Chóśebuz erhebliche finanzielle und technische Anstrengungen unternommen werden müssen, um den durch die Energiewende bedingten Stromnetzausbau entsprechend der Bedarfsentwicklung fortführen zu können.

Sehr geehrte Damen und Herren,
es wäre schön, wenn wir so viel Energie bündeln könnten und sie aufs Rad bringen. Ab 04. Mai wollen wir als Kommune, aber auch in vielen Gruppen, wieder beim Stadtradeln mitmischen. Im vergangenen Jahr hatten 2.674 aktiv Radelnde insgesamt mehr als 517.000 Kilometer im Rahmen dieses Wettbewerbs für sich und unsere Stadt zurückgelegt. Das ist nicht nur sportlich und gesund, es bringt auch eine CO2-Einsparung von 82 Tonnen. Stadtradeln ist somit nicht nur ein gemeinsam erzieltes Ergebnis, sondern vor allem ein gemeinsames Erlebnis. Dazu will ich herzlich einladen – ebenso zum ersten Willkommensfest am 28. Mai unter dem schönen wie traditions-angehauchten Titel Kleb a sol, Brot und Salz, in vielen Teilen unserer Innenstadt. Denn ganz gleich, was wir im Strukturwandel und der Stadtentwicklung anpacken und umsetzen, wir machen es mit und für die Menschen, die hier sind oder nach Cottbus/Chóśebuz kommen.

Und da nehme ich gern den Satz aus der rbb-Rezension zum Staatstheater nochmal auf: „Ab nach Cottbus und selber gucken. Es lohnt sich total.“

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit

(Es gilt das gesprochene Wort.)