Foto: v.l. OB Tobias Schick, Ivar Buterfas-Frankenthal und seine Ehefrau Dagmar
Foto: v.l. OB Tobias Schick, Ivar Buterfas-Frankenthal und seine Ehefrau Dagmar
Jan Gloßmann

Der Holocaust-Überlebende Ivar Buterfas-Frankenthal hat sich am Donnerstag, 22.02.2024, gemeinsam mit seiner Ehefrau Dagmar in das Goldene Buch der Cottbus/Chóśebuz eingetragen. Der 91-Jährige sprach in der Stadthalle mit knapp 1.200 Schülerinnen und Schülern aus Cottbuser und Lausitzer Schulen über seine Erlebnisse und Erfahrungen und schlug dabei ein Bogen ins Heute.

Jan Gloßmann

Buterfas-Frankenthal: „Ich bin einer der wenigen, die noch sprechen können von dieser Zeit. Viele können das nicht mehr. Verziehen habe ich längst, vergessen werde ich nichts. Jetzt, mit 91, habe ich wieder Hoffnung, denn die Demokraten stehen auf! Die Generation holt jetzt das nach, was nach 1945 versäumt wurde: Aufarbeitung, Aufklärung.“

Oberbürgermeister Tobias Schick: „Es gibt kaum noch Gelegenheiten, Zeitzeugen direkt fragen zu können. Viele, vermutlich sogar alle von euch sind in eine Demokratie geboren. Wir genießen die Freiheit zu sagen, was wir denken und fühlen. Ihr habt die Freiheit, eure Lebensentwürfe selber zu entwickeln und zu gestalten – neuerdings mit guten Chancen hier in der Lausitz -, ihr könnt, wenn ihr es wollt, eine Religion wählen oder einfach an keinen Gott glauben. Ihr lebt mit dem Privileg, keinen Krieg hier in Cottbus/Chóśebuz erleben zu müssen. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“

Ivar Buterfas-Frankenthal wurde laut einem Eintrag im Internetlexikon Wikipedia als Sohn von Artisten geboren, er wuchs in Hamburg auf. Seine Mutter war christlichen und sein Vater jüdischen Glaubens. Seine Großeltern väterlicherseits waren in Dresden Unternehmer in der Tabakindustrie. Kurz nach seiner Einschulung im Jahr 1938 musste Buterfas die Schule verlassen, da er „Halbjude“ war. Von den Nationalsozialisten wurde Buterfas die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen, er war fortan staatenlos und erhielt anschließend einen Fremdenpass, weshalb er sich regelmäßig bei den Behörden melden musste. Buterfas nannte das später „nach dem Judenstern die zweite Diskriminierung, die ich erfahren habe“. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ivar_Buterfas )

Buterfas-Frankenthal hat in den zurückliegenden 30 Jahren 1.570 solcher Veranstaltungen wie am Donnerstag in Cottbus/Chóśebuz absolviert.