Heide Schinowsky

Am Mittwoch wurde im Cottbuser Menschenrechtszentrum eine kleine Sonder-Ausstellung zum 70. Jahrestag des Volksaufstands am 17. Juni 1953 eröffnet. An der Veranstaltung nahm neben dem Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) auch der Jänschwalder Pfarrer Ingolf Kschenka teil. Im Fokus stand der Tod des jungen Bauarbeiters Fritz Zerna aus Drewitz. „Der Aufstand fand nicht nur in Berlin statt, sondern in der gesamten damaligen DDR. Auch im Großraum Cottbus gab es Proteste und Demonstrationen“, sagt die Leiterin der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus Heide Schinowsky.

„Das Datum darf nicht untergehen in all den aktuellen Wirren und Debatten. Um so wichtiger ist es, dass das Menschenrechtszentrum diese Ausstellung zeigt.“, sagte der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick bei der Eröffnung im großen Veranstaltungssaal des ehemaligen Zuchthauses. Auch in Cottbus seien vor 70 Jahren mutige Menschen auf die Straße gegangen; und es bedurfte damals eines völlig anderen Mutes als heute, um für Freiheit und Gerechtigkeit zu streiten, so Schick.

Heide Schinowsky referierte zum Tod des jungen Bauarbeiters Fritz Zerna aus Drewitz im Juli 1953. Zerna, der sich möglicherweise selbst an Protestaktionen vor dem Haftaußenlager in Drewitz beteiligt hatte, wurde in seinem Elternhaus von Angehörigen der Volkspolizei-Luft festgenommen. Auf dem Weg in die Dienststelle erlitt der Festgenommene tödliche Schussverletzungen. Verantwortlich war letztlich das zuständige DDR-Innenministerium, das die nach den Ereignissen des 17. Juni unter den Sicherheitskräften herrschende hysterische Stimmung nicht beruhigen konnte.

Grundlage des Referats war der Aufsatz des Historikers und MRZ-Mitarbeiters Dr. Steffen Alisch, der den Fall wissenschaftlich aufgearbeitet hat. Der Aufsatz „Der Tod des 19-jährigen Fritz Zerna. Ein Folgeopfer des 17. Juni in der Lausitz.“ erscheint in Kürze beim Deutschlandarchiv unter https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/521627/opfer-einer-massenpsychose/ Das Gedenken an den Tod von Fritz Zerna sei auch weiterhin eine wichtige Aufgabe, sagte der Jänschwalder Pfarrer Ingolf Kschenka. In der Drewitzer Dorfkirche wird es am 14. Juli, 16:00 Uhr eine Folgeveranstaltung geben, kündigte Kschenka an.

Die Stadt Cottbus wird das Menschenrechtszentrum auch weiter unterstützen: „Wir werden unsere Planungen vorantreiben, hier einen Ort der politischen Bildung, der Archivarbeit und der Wissensvermittlung samt demokratischer Debatten auszubauen – einen Demokratie-Campus“, sagte der Oberbürgermeister. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie sei bereits beauftragt. „Wir alle sind und bleiben mit Blick auf die geschichtlichen Ereignisse des 17. Juni 1953, aber auch viele andere Begebenheiten, in der Verantwortung, gerade für Kinder und Heranwachsende“ erklärte Schick.

Die Ausstellung kann dienstags bis freitags von 10-17 Uhr und am Wochenende jeweils von 13-18 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt für die Gedenkstätte liegt bei 8, ermäßigt 5 Euro.

Quelle: Menschenrechtszentrum Cottbus