„Die Wohnungen im Hause Münzstr. 42 sind noch nicht verfügbar, da die Räume noch versiegelt sind. In den nächsten Wochen ist mit der Freimachung noch nicht zu rechnen.“
Aus einem Schreiben der Grundstücksverwaltung Cottbus vom 23. September 1942

1Stolpersteine
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Stadt Cottbus/Chóśebuz; Felix Geisler

Bei den benannten Wohnungen handelt es sich um den Wohnsitz von zehn älteren Cottbuserinnen und Cottbusern mit jüdischem Glauben. Gemeinsam wurden sie am 24. August 1942 von der Gestapo festgenommen und nach Frankfurt/Oder gebracht. Mit dazu gehörten auch Martha und Bianka Karger aus der Lieberoser Straße 5a. Dort werden sie mit über 700 weiteren zumeist älteren Personen mit dem Deportationszug in das »Altersghetto« Theresienstadt gebracht.

Die Namen der Cottbuserinnen und Cottbuser sind:

  • Johanna Blankenstein (*1850, gestorben am 24. Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt)
  • Netty Dreier (*1889, ermordet am 19. Oktober 1944 im KZ Auschwitz)
  • Rosa Flanter (*1858, gestorben am 29. August 1942 im Ghetto Theresienstadt)
  • Bianka Karger (*1862, gestorben am 24. September 1942 im Ghetto Theresienstadt)
  • Martha Karger (*1870, gestorben am 8. September 1942 im Ghetto Theresienstadt)
  • Elfriede Israelski (*1898, ermordet im KZ Auschwitz – Deportation am 9. Oktober 1944)
  • Arthur Israelski (*1885, gestorben am 16. Mai 1944 im Ghetto Theresienstadt)
  • Max Krohn (*1872, ermordet im Vernichtungslager Treblinka – Deportation am 23. September 1942)
  • Bertha Pakulla (*1870, gestorben am 16. September 1942 im Ghetto Theresienstadt) 2
  • Emma Rothschild (*1870, gestorben am 6. Februar 1943 im Ghetto Theresienstadt)
  • Adele Schlesinger (*1892, ermordet im September 1942 im Vernichtungslager Treblinka)
  • Georg Schlesinger (*1870, ermordet im September 1942 im Vernichtungslager Treblinka)

Dies ist die letzte große Deportation jüdischer Einwohnerinnen und Einwohner aus Cottbus. Von den einst 499 Jüdinnen und Juden, die 1937 in der Stadt wohnten, erleben nur 12 das Kriegsende in Cottbus. Sogenannte „Mischehen“ hatten sie vor der Deportation geschützt.

Anlässlich des 80. Gedenktages der Deportation und in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus hat die Arbeitsgruppe Stolpersteine-Cottbus eine neue Internetseite gestaltet. Realisiert hat das Projekt die Firma Lohmann & Robinski. Unter www.stolpersteine-cottbus.de können sich Interessierte mit den Schicksalen auseinandersetzen, die sich hinter den Stolpersteinen verbergen.

Über 90 Stolpersteine sind derzeit in Cottbus verlegt. Die Trägerschaft für das Projekt Cottbuser Stolpersteine übernahm der Historische Heimatverein Cottbus e.V. im Juni 2010. Die Internetseite soll sich in den kommenden Monaten und Jahren weiterentwickeln. Dabei gilt es die Lebensgeschichten der Opfer weiter zu erforschen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der aktuellen Fassung sind die Schicksale der 12 Personen, die am 24. August 1942 deportiert wurden, in kurzen Biographien dargestellt. Alle anderen 78 Stolpersteine erhielten einen Steckbrief, der den Verlegeort und das Verlegedatum, das Geburtsdatum sowie die Umstände des Todes enthält. Die Seite soll darüber hinaus auch als Bildungsangebot für schulische und außerschulische Bildungsträger dienen.

Abschließend möchten wir für die Verlegung weiterer Stolpersteine werben. Dafür braucht es jedoch Unterstützung – sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in der Recherche um die Schicksale der Cottbuserinnen und Cottbuser. Dementsprechend dankt die Arbeitsgruppe für die Kontaktaufnahme und weitere Unterstützung. Wenden Sie sich dafür gerne an Frau Breitschuh-Wiehe unter der E-Mailadresse info@stolpersteine-cottbus.de .

Quelle: Stadtmuseum Cottbus