20 Millionen Kubikmeter Erde werden am künftigen Seegrund bewegt

Auch nach der planmäßigen Beendigung der Kohleförderung im Tagebau Cottbus-Nord wird es in der ehemaligen Grube noch lange sehr viel Bewegung geben. Die Restraumgestaltung für den künftigen Cottbuser Ostsee wird seit dem Januar intensiv fortgeführt, zunächst mit dem Rückbau von Anlagentechnik. Dazu gehören unter anderem die etwa zehn Kilometer Gleisanlagen, einschließlich Stellwerk und Bahnhof, denn Cottbus-Nord war der letzte deutsche Tagebau, in dem es bis Ende 2015 eine direkte Zugverbindung zwischen Kohlegrube und Kraftwerk gab.

In den nächsten Wochen wird im Auftrag des Bergbaubetreibers Vattenfall damit begonnen, den Seeboden für das einmal 1900 Hektar große Gewässer herzustellen. Eine Mindestwassertiefe von zwei Metern ist dabei zu gewährleisten; überwiegend wird die Wassertiefe etwa drei Meter betragen, im Bereich der Randschläuche kann sie auch bis zu 40 Meter erreichen. „Es wird sehr viel Technik zum Einsatz kommen, denn etwa 20 Millionen Kubikmeter Kippenboden sind in Mächtigkeiten von ein bis sieben Metern abzutragen und zu bewegen, um den Seegrund herzustellen", erklärt Birgit Schroeckh, verantwortliche Bergbauplanerin und Tagebaureferentin bei Vattenfall. „Das wird eine riesige Baustelle, die man zwar, anders als den Tagebau, nicht direkt besuchen kann, die aber von unseren Aussichtspunkten aus gut zu beobachten sein wird." Parallel zum Seegrund wird die Abflachung der Uferbereiche fortgesetzt, die bereits im Sommer 2009 mit dem ersten Spatenstich am sogenannten Südkap begonnen wurde. Auf insgesamt 14 Kilometern sind diese Erdarbeiten erforderlich. Die flache Uferböschung, deren Oberkante mit der Abgrabung bis zu 70 Meter nach außen verschoben wird, dient als Sicherheit gegen Wellenschlag und gewährleistet Badenden Trittsicherheit.

Bis Herbst 2018 muss außerdem das Flutungsbauwerk hergestellt werden. In Höhe des Wehres Lakoma wird ein Zuleiter den Hammergraben mit dem Einleitbauwerk am Ostsee verbinden und ihn so mit Wasser aus der Spree speisen. Sein künftiges Fassungsvermögen beträgt 150 Millionen Kubikmeter Wasser. Etwa 80 Prozent davon sollen dem Fluss entnommen werden, das verbleibende Fünftel steigt mit dem Grundwasser auf. Laut Planungsunterlagen, die Vattenfall beim Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe eingereicht hat, soll die Flutung im Winterhalbjahr 2018/19 beginnen und kann, je nach Wasserangebot, in fünf bis sechs Jahren beendet sein. „Dabei haben in jedem Fall alle anderen Nutzer, die auf das Spreewasser angewiesen sind, Vorrang. Wir entnehmen nur das, was die Spree entbehren kann", betont Ingolf Arnold, Leiter Geotechnik bei Vattenfall.

Nach der Flutung regelt ein Auslaufbauwerk, das an den Schwarzen Graben bei Maust anbindet, den Seewasserstand. Damit auch Fische diese Hürde nehmen können, wird neben dem Wehr ein Fischaufstieg entstehen. Zudem erhält der Ostsee nach der Flutung am neuen Willmersdorfer Seegraben eine dauerhafte Verbindung zur Spree, die ebenfalls mit einer Fischtreppe ausgestattet werden soll. Im Süden werden der Haasower und der Kahren-Koppatzer Landgraben in den See eingebunden.

Was die Wasserqualität des künftigen Cottbuser Ostsees betrifft, hat Vattenfalls Chefgeotechniker Ingolf Arnold gute Nachrichten: „Unterstützt durch das Flutungskonzept wird der See stabil einen neutralen pH-Wert aufweisen und sich sehr gut für Wassersportaktivitäten eignen. Zudem ist der natürliche, neutralisierende Kalkgehalt im Kippenboden doppelt so hoch wie die Menge der zur Versauerung neigenden Pyrite, die mit dem Grundwasseranstieg in den See gelangen können."