Am 2. Oktober beschäftigt sich das Russisch-Deutsche Kulturforum im Cottbuser Stadthaus mit der geheimnisumwitterten Schauspielerin Olga Tschechowa. Die Künstlerin wurde 1897 in Russland geboren. Ihr Vater brachte es als Ingenieur bis zum kaiserlichen Eisenbahnminister. Die Tante, die Schauspielerin Olga Knipper-Tschechowa, war die Ehefrau des russischen Dichters Anton Tschechow.

Die Kindheit Olgas verlief in einer zauberhaften Atmosphäre: Der Komponist Pjotr Tschaikowski kannte die Frau Mama persönlich. Sergei Rachmaninow war Gast im Hause der Familie, ebenso die Balletttänzerin Anna Pawlowa. Es gab Spaziergänge mit Leo Tolstoi in Jasnaja Poljana und Spiele im Schlosspark mit den Zarenkindern. Im Jahre 1921 emigrierte Olga Tschechowa während des Bürgerkriegs nach Deutschland. Vermutlich ein halbes Jahr vorher wurde sie vom sowjetischen Militärgeheimdienst kontaktiert.

Mitte der zwanziger Jahre entdeckte man die Emigrantin für den deutschen Film. Olga Tschechowa entwickelte sich schon bald zu einer der berühmtesten Schauspielerinnen Deutschlands und verkehrte in höchsten Kreisen. Sie kannte Eva Braun, die Geliebte Hitlers, und lernte über diese auch ihn kennen. Das tat sie möglicherweise auf direkte Anweisung Moskaus. Obwohl Olga zum Kulturbetrieb Nazideutschlands gehörte, verweigerte sie kategorisch die Teilnahme an Kriegsreportagen von der Ostfront. Auch bei Rundfunkauftritten sang sie keine patriotischen Lieder, sondern zog lyrische vor. Olga Tschechowa war vermutlich eine wertvolle Informationsquelle für die Alliierten. Möglicherweise übermittelte sie sogar Angaben zu den Zeitpunkten deutscher Angriffe. Deshalb erschienen im Herbst 1945 in der westlichen Presse Meldungen über sie als “russische Spionin, die Hitler eroberte“.

Olga Tschechowa beendete ihre Filmkarriere 1954. Insgesamt drehte sie 145 Filme. Mit 60 Jahren eröffnete sie ihren ersten Kosmetiksalon. Mit 83 starb die Tschechowa - eine legendäre, unergründbare Frau. Um sie rankten sich viele Geheimnisse, die nach ihrem Tod niemand mehr aufklären konnte.

Was Olga Tschechowa im April 1945 in Moskau machte, wie sie das Literaturmuseum für Anton Tschechow in Taganrog rettete und wo das Rezept ihrer Schönheit lag, das erfahren die Besucher bei der Veranstaltung über die bekannte Schauspielerin, die am Samstag, den 2. Oktober 2010, ab 18:00 Uhr, im Cottbuser Stadthaus stattfindet. Anschließend laden die Mitglieder des Russisch-Deutschen Kulturforums das Publikum zu den Lieblingsspeisen Olga Tschechowas ein.
Der Eintritt beträgt 3 Euro, ermäßigt 2 Euro.