In der vergangenen Woche, vom 13. bis 16. Mai, besuchten Bürgermeister Holger Kelch und der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Cottbus, Wulf Goretzky, die bulgarische Partnerstadt Targovischte. Anlass war die Einladung des dortigen Oberbürgermeisters Dr. Krassimir Mirev, die traditionelle Frühjahrsmesse kennenzulernen.
Targovischte ist seit 1975 Partnerstadt von Cottbus. In der Gemeinde mit mehr als 50 Dörfern und dem städtischen Kern Targovischte leben über 75.000 Menschen. Die Kommune liegt verkehrstechnisch sehr gut an einer zentralen Verbindung zwischen Sofia und Varna.

Das Besuchsprogramm der Cottbuser war mit wirtschaftlichen und kulturellen Schwerpunkten gefüllt. So wurden die alte Zarenstadt Veliko Tarnovo, die archäologischen und ethnologischen Sammlungen des Geschichtsmuseums Targovischte und eine Kathedrale der Bulgarisch-Orthodoxen Kirche besichtigt. Informativ waren die Visiten auf der Frühjahrsmesse und in vier Unternehmen, die in den letzten acht Jahren neu entstanden sind bzw. jetzt unter den neuen Eigentumsbedingungen arbeiten. Dies waren:

  1. der Glasverarbeitungsbetrieb der Holding Thrakia Glass Bulgaria AG, eine türkische Investition in Höhe von ca. 200 Mio Dollar mit ca. 1.000 Beschäftigten
  2. der Weinproduktionsbetrieb Vinprom Targovischte mit ca. 170 Arbeitnehmern
    (Beide Unternehmen wurden gemeinsam mit einer Cottbuser Delegation des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) besichtigt, die im Rahmen einer Außenwirtschaftsreise für einen Tag in Targovischte weilte.)
  3. eine Möbelproduktion mit ca. 240 Arbeitnehmern
  4. ein Milchverarbeitungsbetrieb mit ca. 140 Arbeitnehmern

Letzter Programmpunkt der Reise waren Gespräche im regionalen Entwicklungszentrum. Dieses Büro bearbeitet EU-Fördermittelanträge „auf Bestellung“ der Gemeinde Targovischte und betreibt Recherchen zu Fördermitteln.

Als Ergebnis des Besuches in Targovischte, der von einer großen und warmherzigen Gastfreundschaft gekennzeichnet war, können folgende Vorhaben für die weitere Partnerschaftsarbeit abgeleitet werden:

  1. Cottbus prüft auf Anfrage die Bonität potenzieller deutscher Investoren für Targovischte.
  2. EGC-Geschäftsführer Wulf Goretzky lud Unternehmer aus Targovischte zu einem Besuch der Cottbuser Herbstmesse ein. Dieser Besuch soll auch dazu dienen, sich zu Energiestrategien und zur Energiesicherheit zu verständigen. In diesem Zusammenhang wird ein gemeinsames EU-Projekt zur Energieeffizienz in Angriff genommen. Für weitere von der EU finanzierte Projekte soll eine Zusammenarbeit geprüft werden.
  3. Die Entwicklungsgesellschaft Cottbus bot dem Weinproduktionsunternehmen an, einen Vermarktungspartner für die preisgekrönten Weine aus Targovischte zu finden; dabei sei besonders an den Traminer gedacht.
  4. Auf Anfrage soll die Kooperation von klein- und mittelständischen Unternehmen vermittelt werden.
  5. Der nächste Kontakt auf Verwaltungsebene soll für einen Erfahrungsaustausch auf den Gebieten „Privatisierung städtischen Eigentums“ und „Kommunale Sozialpolitik“ (Demografie usw.) genutzt werden.
  6. Im Gespräch mit der stellvertretenden Oberbürgermeisterin für Soziales unterstrich Holger Kelch das Interesse der Cottbuser Spreeschule, einen Partner für gemeinsame Projekte zu finden. Die Spreeschule verfügt über einen reichen Erfahrungsschatz in der abgeschlossenen Projektarbeit mit einem Heim in Rila.
  7. Interesse besteht auch, auf kulturellem Gebiet wieder näher zusammenzurücken. Angeboten wurde eine Ausstellung archäologischer Sammlungen in Cottbus.

Die Gespräche und Kontakte in Targovischte waren von einem großen Interesse an den Reformprozessen in Cottbus und in ganz Ostdeutschland geprägt. Auch die Fußballergebnisse des FC Energie waren am Rande der vielfältigen Kontakte immer wieder ein Thema.

In den vergangenen zwei Wochen besuchten neben Bürgermeister Holger Kelch und EGC-Geschäftsführer Wulf Goretzky auch das piccolo–Theater mit dem Stück „Sterntaler“ und - wie bereits erwähnt - Cottbuser Vertreter der Wirtschaft die bulgarische Partnerstadt.