Stadt Cottbus/Chóśebuz

Mit Peter Gumbel, Dr. John Gumbel und Aubrey Newman haben sich am Sonnabend, 18.06.2022, drei Nachfahren des Cottbuser Tuchfabrikanten und Ehrenbürgers Max Grünebaums in das Goldene Buch der Stadt Cottbus/Chósebuz eingetragen. Die Urenkel-Generation wird für ihr stetiges und erweitertes Engagement für die nach Max Grünebaum benannten Stiftung geehrt.

Oberbürgermeister Holger Kelch in seiner Ansprache: „Als erfolgreiche Unternehmer, Kaufleute oder Rechtsanwälte haben sich Juden um unsere Stadt und die Menschen hier verdient gemacht. Geschäftstüchtigkeit und wirtschaftliches Wagnis wurde mit sozialem Engagement für die Belegschaft und die Einwohnerschaft gepaart. Einer dieser Menschen war Max Grünebaum. Die durch ihn betriebene Tuchfabrikation in der Parzellenstraße erfuhr Achtung und Anerkennung in der Gesellschaft und gleichzeitig geschäftlichen Erfolg. Max Grünebaum gab diesen Erfolg der Stadt zurück – sei es mit sozialen Taten für die Belegschaft, sei es als Stadtverordneter und Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung oder sei es als Mäzen von Kunst und Kultur. Ich erinnere nur an den prächtigen Vorhang für die Bühne unseres Theaters am Schillerplatz. Und diese Haltung Grünebaums wirkt bis heute fort. Wunderbarer Ausdruck dafür ist das Engagement der Max Grünebaum-Stiftung und ihre persönliche Hinwendung, sehr geehrte Herren Gumbel und Newman, zu der Stadt, die ihren Vorfahren unter der nationalsozialistischen Diktatur so viel Leid angetan hat.“

1Dr. John Gumbel
2Peter Gumbel
3 Aubrey Newman
1Dr. John Gumbel
2Peter Gumbel
3 Aubrey Newman
Stadt Cottbus/Chóśebuz

Max Grünebaum lebte von 1851 bis 1925. Seine Nachfahren wurden nach 1933 von den herrschenden Nationalsozialisten enteignet und verfolgt und mussten nach England fliehen. Die Max Grünebaum-Stiftung besteht seit 25 Jahren und fördert mit dem Max Grünebaum-Preis jährlich den künstlerischen Nachwuchs am Staatstheater Cottbus sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs der BTU Cottbus-Senftenberg.

Die komplette Ansprache zur Ehrung durch Oberbürgermeister Holger Kelch dokumentieren wir im Folgenden:

„Es ist mir eine besondere Freude und hohe Ehre, Sie in Cottbus/Chóśebuz und hier im Grünen Saal auf Schloss Branitz begrüßen zu dürfen. Unser interessantester Kosmopolit, Fürst Herrmann von Pückler-Muskau, ist gewissermaßen unser aller Landsmann. Er hat ein Stück Lausitzer Wüstenei urbar gemacht und zu einem Kunstwerk geformt. Dabei hat er englische Garten- und Lebenskunst hier in Branitz heimisch werden lassen. Pückler konnte seinerzeit aus freien Stücken nach England reisen. Ihre Familie hingegen, sehr geehrte Herren, wurde um ihren Besitz gebracht und zur Flucht gezwungen.

Pücklers Werk und Wirken können wir heute pflegen, erforschen und genießen. Pücklers Park und Schloss blieben im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschont. Heute gibt es zum Glück wieder eine jüdische Gemeinde in unserer Stadt, buchstäblich mitten unter uns, mit der Synagoge am Schlosskirchplatz. Juden haben in der Geschichte unserer Stadt kaum weniger Spuren hinterlassen als Pückler. Sie sind jedoch zwischen 1933 und 1945 systematisch und menschenverachtend getilgt worden. Es ist eine unserer dringlichsten wie vornehmsten Aufgaben, diese Spuren wieder sichtbarer zu machen, die Erinnerung lebendig zu halten. Als erfolgreiche Unternehmer, Kaufleute oder Rechtsanwälte haben sich Juden um unsere Stadt und die Menschen hier verdient gemacht. Geschäftstüchtigkeit und wirtschaftliches Wagnis wurde mit sozialem Engagement für die Belegschaft und die Einwohnerschaft gepaart. Einer dieser Menschen war Max Grünebaum. Die durch ihn betriebene Tuchfabrikation in der Parzellenstraße erfuhr Achtung und Anerkennung in der Gesellschaft und gleichzeitig geschäftlichen Erfolg. Max Grünebaum gab diesen Erfolg der Stadt zurück – sei es mit sozialen Taten für die Belegschaft, sei es als Stadtverordneter und Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung oder sei es als Mäzen von Kunst und Kultur. Ich erinnere nur an den prächtigen Vorhang für die Bühne unseres Theaters am Schillerplatz. Max Grünebaum ist seit 1908 Ehrenbürger der Stadt Cottbus/Chóśebuz. Und diese Haltung Grünebaums wirkt bis heute fort. Wunderbarer Ausdruck dafür ist das Engagement der Max Grünebaum-Stiftung und ihre persönliche Hinwendung, sehr geehrte Herren Gumbel und Newman, zu der Stadt, die ihren Vorfahren unter der nationalsozialistischen Diktatur so viel Leid angetan hat.

Umso beschämender sind für die heutige Genration die Verbrechen, die dem jüdischen Volk unter der Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland widerfahren sind. Auch in Cottbus wurde die Synagoge in Brand gesteckt, wurden Mitbürgerinnen und Mitbürger jüdischen Glaubens verfolgt, verschleppt, genötigt und in den Tod geschickt. Auch in Cottbus wurde in den 1930er Jahren und bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 zugesehen, wie ein Teil der Bevölkerung systematisch vernichtet und vertrieben wurde. Die jüdische Gemeinde wurde ausgelöscht. Das darf nie wieder geschehen. Dafür tragen wir die Verantwortung. Jüdisches Leben ist in Deutschland und weltweit erneut längst nicht sicher. Wir erfahren von schleichendem wie offenem Antisemitismus, wir hören von Übergriffen und Attacken auf Juden aufgrund ihres Glaubens. Wir müssen miterleben, wie der Präsident der Ukraine, ein Jude, als Nazi beschimpft und sein Land von einem autokratischen Russland überfallen wird. Das dürfen wir nicht zulassen oder hinnehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren Stifter, verehrte Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Vorstand und im Kuratorium der Max Grünebaum-Stiftung, meine Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Cottbus/Chóśebuz neigt sich dem Ende entgegen. Ich bin froh um die Stunden, die wir miteinander verbracht haben, um die Arbeit der Max Grünebaum-Stiftung, um die wunderbaren Menschen, die ich kennenlernen durfte. Nehmen Sie meine Nachfolgerin oder meinen Nachfolger freundlich in ihre Mitte auf. Selbstverständlich nur, wenn sie oder er sich den Werten der Humanität, der Verständigung, der Würde jedes Menschen und der Demokratie verpflichtet fühlt. Die Demokratie samt offenem Meinungsstreit braucht Pflege und Verteidigung, sie braucht die Kraft zur Toleranz und Rechtsstaatlichkeit.

Denn das ist die Klammer für das segensreiche Wirken der Max Grünebaum-Stiftung in und für Cottbus/Chóśebuz. Dem wollen wir gerecht werden.

Angesichts der bisher erbrachten Leistungen der jungen Leute am Staatstheater und der BTU Cottbus-Senftenberg habe ich da keine Sorgen. Die diesjährigen Grünebaum-Preise werden am 06. November vergeben. Ich bin mir sicher, dass wieder beeindruckende und vielversprechende Bewerbungen zu erwarten sind.

Die Verleihung der Max Grünebaum-Preise strahlt weit über Cottbus/Chóśebuz hinaus und trägt maßgeblich zur Imagebildung unserer Stadt der Energie bei. Trotz dieses Schubs bedeutet das viel Arbeit für uns. Das Gelingen des Strukturwandels wird auch daran gemessen, wie wir Cottbus/Chóśebuz als wichtigste Stadt der Lausitz platzieren. Unternehmergeist und Kraft zur wirtschaftlichen Erneuerung entstehen nur in einer freien Gesellschaft, in einer weltoffenen Gemeinde, einer gastlichen Stadt. Am morgigen Sonntag wird es im Rahmen des Stadtfestes die Veranstaltung Cottbus open geben – diese gewährt einen Einblick in die Vielfalt der Kulturen und Bräuche, die in Cottbus/Chóśebuz eine Heimat haben.

Sehr geehrte Herren Gumbel und Newman,
ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihr anhaltendes und erweitertes Engagement in und für unsere Stadt. Das ist nicht selbstverständlich, und wir als Stadtgesellschaft müssen uns Ihrer Unterstützung immer wieder neu als würdig erweisen. Das bliebt eine anspruchsvolle aber ehrenwerte Aufgabe.

Die Stadt Cottbus/Chóśebuz ehrt anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Max Grünebaum-Stiftung die Nachfahren von Max Grünebaum, dem Cottbuser Textilfabrikanten und Ehrenbürger, dessen unternehmerisches und soziales Wirken Vorbild für die Ziele der nach ihm benannten Stiftung war. Die Urenkel von Max Grünebaum fördern jährlich mit der Verleihung des Max-Grünebaum-Preises den künstlerischen Nachwuchs am Staatstheater Cottbus sowie den wissenschaftlichen Nachwuchs der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Ich bitte Sie nun, zur Eintragung nach vorn zu kommen."