„Als Oberbürgermeister für alle demokratisch gesinnten Cottbuserinnen und Cottbuser gibt es für mich kein gutes oder schlechtes Wahlergebnis. Der reibungslose Ablauf der Wahlen ist den mehr als 1.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfern zu verdanken. Ebenso danke ich herzlich der Arbeit des Wahlbüros und der Wahlleitung. Diese Arbeit zeigt die funktionierende Demokratie. Ich begrüße die gestiegene Wahlbeteiligung.

Die spürbare Verschiebung der Stimmenverhältnisse in der Stadtverordnetenversammlung fordert eine deutlich größere Fähigkeit zu Kompromissen. Der Trend zur Zersplitterung der politischen Landschaft hält an. Es wird neue, gestaltende Mehrheiten geben. Alle sind der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verpflichtet. Jedem Anschein von politischem Extremismus in der Stadtverordnetenversammlung und der Ausschussarbeit werden wir gemeinsam mit den Fraktionen begegnen und deutliche Grenzen setzen.

Ich nehme das Ergebnis als Aufforderung der Leute: Kümmert euch um uns, vergesst uns nicht. Und ich erweitere diese Forderung auf alle Menschen, die in Cottbus friedlich leben wollen und sich an die Regeln des vernünftigen und achtsamen Zusammenlebens halten.

Viele Menschen haben das Gefühl, dass Kommunen wie Cottbus/Chóśebuz zu lange mit vielen Problemen allein gelassen wurden. Viele Signale der Korrektur kamen zu spät, wurden teils sofort wieder zerredet oder stießen auf Skepsis. Das betrifft vor allem den Strukturwandel und den damit einhergehenden Umbau in der Gesellschaft. Die Menschen erwarten Beschlüsse statt Beschwichtigungen, Handeln statt Hinhalten.

Wir wollen und müssen die Cottbuserinnen und Cottbuser weiter mit Sacharbeit und Bürgernähe überzeugen. Da sollen auch diejenigen mitmachen, die nicht gewählt worden sind oder nicht gewählt haben.

Als Oberbürgermeister werde ich meine offenen Bürgerdialoge zu verschiedenen Themen weiterführen. Nächster Termin und letztmalig vor der Sommerpause ist der 11.06.2019, 18:30 Uhr, im Stadthaus mit der zweiten Runde zum Strukturwandel. Bei den Bürgerdialogen sollen neben den Sachthemen die oft komplizierten Mechanismen erklärt werden, die einer Entscheidung voranstehen. Zudem wolle wir besser und nachvollziehbarer über die meist unterschiedlichen Zuständigkeiten und politischen/gesellschaftlichen Einflussmöglichkeiten in Bund, Land und Kommune informieren.

Mit der strikten Haushaltskonsolidierung, dem Entschuldungsprogramm einschließlich der Landeshilfe, den genannten Bürgerdialogen und dem Eckpunktepapier des Bundes sind wesentliche Wegmarken der Entwicklung unserer Stadt gesetzt. Hinter diese wollen und können wir nicht zurück. Alle sind zur ideologiefreien Sacharbeit und zu fairem Umgang aufgerufen.

Die Wählerinnen und Wähler haben auch in der Europawahl jenen einen Denkzettel verpasst, die sich zu sicher wähnten. Cottbus/Chóśebuz profitiert von Europa und der EU-Förderung. Vermutlich verbinden viele Leute mit Europa eher Bürokratie und Ferne sowie das uneinige Vorgehen der EU-Staaten bei der Verteilung und Aufnahme von Flüchtlingen in den zurückliegenden Jahren. Insofern ist das keine Momentaufnahme, sondern ein tief sitzender Hader mit den Verhältnissen und den noch immer nicht konkret greifbaren Perspektiven im Strukturwandel.

Mein aufrichtiger und herzlicher Dank gilt allen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern, die ihren Sonntag geopfert und von denen viele sich noch die Nacht zum Montag um die Ohren geschlagen und die demokratischen Regeln gewahrt haben. Ich baue darauf und hoffe sehr, dass diese Menschen auch zur Landtagswahl am 01.09.2019 wieder zur Verfügung stehen werden."