Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung führt der Fachbereich Soziales am 09.06.2016 in der Zeit von 10:00 bis 15:00 Uhr den Aktionstag Schuldnerberatung im Foyer der Agentur für Arbeit, Bahnhofstraße 10, in Cottbus durch.

Der Aktionstag steht unter dem Motto:

„Schulden machen KRANKheit macht Schulden"

Überschuldung stellt ein Tabu-Thema dar. Betroffene trauen sich selten, das Thema anzusprechen und Hilfe zu suchen. Oft kennen sie nicht den richtigen Ansprechpartner und suchen erst Hilfe, wenn es schon fast zu spät ist. Mit der Überschuldung verbinden sie Ängste wie z. B. vor dem Gerichtsvollzieher, vor Pfändungen wie auch vor Vorurteilen, dass man nicht mit Geld umgehen kann und über seine Verhältnisse lebt. Auch die eigenen Kinder zu verlieren stellt eine große Sorge dar. Der Aktionstag soll dazu dienen, das Thema öffentlich zu machen und den Menschen die Scheu zu nehmen.

Im Jahr 2008 lag die Schuldnerquote in Cottbus bei 12,93 %. Nach einem Absenken der Quote ist seit 2012 wieder ein Anstieg zu beobachten; im Jahr 2015 erreichte die Schuldnerquote 11,20 %. Das heißt jeder Elfte ist überschuldet. Der Anteil der hart überschuldeten Personen (gerichtliche Negativmerkmale wie Einträge in die Schuldnerverzeichnisse (Schufa) oder Privatinsolvenz) an allen Überschuldungsfällen hat sich erhöht. 2008 betrug der Anteil 53,9 % und im Jahr 2015 58,9 %.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Konjunktur und der Arbeitsmarkt entwickeln werden und wie es Verbrauchern gelingt, eine Balance zwischen Anschaffungsnotwendigkeit, Kauflust und Ausgabenvorsicht zu halten. Es wird neue Belastungen geben, wie z. B. steigende Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenversicherung.

Auch das Thema Altersüberschuldung nimmt an Bedeutung zu. Immer mehr ältere Menschen sind auf Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung angewiesen. Durch den Verlust des Partners oder beim Übergang vom Erwerbseinkommen in den Rentenbezug sind gerade auch ältere Menschen in die Überschuldung geraten. In Cottbus ist ein leichter Anstieg bei den Leistungsberechtigten der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung zu beobachten. Zum 31.12.2015 waren es 1.275 Leistungsberechtigte.

In der Stadt Cottbus gibt es sechs vom Land Brandenburg anerkannte Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen. Daneben wurden im Jahr 2015 durch die Stadtverwaltung Cottbus drei Schuldnerberatungsstellen gefördert. Bei diesen Beratungsstellen handelt es sich um ein niedrigschwelliges Angebot, d. h. betroffene Personen können die Beratung unabhängig von einer Antragstellung kostenfrei in Anspruch nehmen. Die Beratung von betroffenen Personen hat seit 2012 um 13 % zugenommen. Zu einem Anteil von über 90 % nehmen Leistungsberechtigte nach dem SGB II diese Beratung in Anspruch.

Neben der sozialen Schuldnerberatung leistet die Fachstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit des Fachbereichs Soziales in den Fällen Beratung, bei denen Mietschulden vorliegen oder eine vergleichbare Notlage besteht. Zu den vergleichbaren Notlagen zählen unter anderem Strom- bzw. Gasschulden. Die Fachstelle ist für alle Wohnungsnotfälle in Cottbus zuständig. Das heißt für Haushalte, bei denen die fristlose Kündigung durch den Vermieter, die Räumungsklage oder die Zwangsräumung droht und ebenso, wenn die Abklemmung von Strom, Gas oder Wasser angezeigt ist. Viele der betroffenen Haushalte benötigen in diesem schwierigen Prozess Unterstützung und sind auf Hilfe angewiesen. Die Fachstelle arbeitet mit den Vermietern, den Energie- und Gasversorgern wie auch mit unterschiedlichen Trägern der freien Wohlfahrtspflege eng zusammen.