Mit einer Vielfalt an Angeboten begeht das Menschenrechtszentrum Cottbus den 25. Jahrestag des Mauerfalls. Kulturelle Angebote wie die Aufführung des Theaterstücks „Hafthaus" des ehemaligen Cottbuser politischen Häftlings Ralf-Günter Krolkiewicz durch das Theater 89 (Freitag, 07.11., 19:30 Uhr), ein „Tischtheater" mit Erinnerungen Cottbuser Bürger an die Zeit ab 1989 durch das Staatstheater Cottbus (Sonntag, 09.11., 17:30 Uhr) sowie die Finnisage der Ausstellung „AUF-BRUCH-STÜCKE" im Cottbuser Rathaus (Sonntag, 09.11., 14:00 Uhr) sind nur einige Beispiele.

Das zweite Novemberwochenende ist allerdings für das einstige Cottbuser Zuchthaus historisch nicht nur ein Freudentag. Vor dann genau 70 Jahren, am 6. November 1944, wurden neun Frauen des Hamburger Zweigs der Widerstandsgruppe Weiße Rose nach Cottbus eingeliefert. Verbindungsperson zur bekannten Münchener Gruppe war Traute Lafrenz, die eine Zeit lang die Freundin von Hans Scholl war. Sie stammt aus Hamburg und studierte in München Medizin. Über sie gerieten die Flugblätter der Weißen Rose ab dem dritten Flugblatt nach Hamburg, wo sie Traute Lafrenz in einem Lesekreis aus ihrer alten Schulklasse verteilte. Die Gruppe wurde an die Gestapo verraten und verhaftet. Wegen der Kriegswirren und der Bombardierung von Hamburg wurden diese Frauen zum Zuchthaus Cottbus gebracht. Traute Lafrenz ist die einzige noch Überlebende der Gruppe, die mit 95 Jahren in den USA lebt. Im Gedenken an ihr mutiges Verhalten und anlässlich des 70. Jahrestages ihrer Einlieferung nach Cottbus wird die Kammeroper „Weiße Rose" des Dresdner Komponisten Udo Zimmermann am Donnerstag, den 06. November und am Samstag, den 08. November, jeweils 19:00 Uhr, in Kooperation mit der Wanderoper Brandenburg im Menschenrechtszentrum Cottbus aufgeführt.

Höhepunkt der vielfältigen Angebote wird der zentrale Festakt des Landes Brandenburg am 07. November auf dem Gelände des Menschenrechtszentrums sein. „Das Menschenrechtszentrum, das ein Verein ist, dem mehrheitlich ehemalige politische Gefangene dieses Zuchthauses angehören, möchte an dieser Stelle einen großen Dank an die Landesregierung und den Landtag aussprechen, dass dieser besondere Jahrestag in diesem symbolischen Ort – einem der bedeutendsten politischen Gefängnisse der DDR – begangen wird. Wer hätte dies vor vier Jahren gedacht, als wir unser waghalsiges Unterfangen starteten, oder auch vor 26 Jahren, als die Häftlinge in der Pentacon-Halle unter menschenunwürdigen Bedingungen und unter Zwang arbeiten mussten, dass eine rot-rote Landesregierung hier diesen Festakt begehen würde?", so Gedenkstättenleiterin Sylvia Wähling. Der Festakt beginnt um 14:00 Uhr in der Oberkirche St. Nikolai und wird ab 16:00 Uhr im Menschenrechtszentrum fortgesetzt. Im Anschluss an die Einführung durch den Ministerpräsidenten und an eine Filmvorführung zum Herbst 1989 in Cottbus gibt es an verschiedenen Orten der Gedenkstätte ein dezentrales Programm. Zeitzeugen, Schüler und andere Akteure rufen in Gesprächen, durch Musik, Tanz oder bei Lesungen das begangene Unrecht während der SED-Diktatur und die Umbruchzeit des Herbstes 1989 in Erinnerung.

Beide Teile des Festaktes, sowohl der in der Oberkirche und als auch der im Menschenrechtszentrum in der Bautzener Straße, sind offen für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger.