Am Wochenende wird es in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus ein großes Programm des Gedenkens für ehemalige Häftlinge und Interessierte geben. Der 9. November ist der 75. Jahrestag der Pogromnacht. Er bedeutete darüber hinaus nicht nur den Fall der Mauer sondern das Ende der politischen Verfolgung in der DDR. Ab Samstag, den 9. November, 15:00 Uhr, sind interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen, gemeinsam in der Gedenkstätte den Tag zu begehen, zu singen, beten, gedenken, bewegende Geschichte von Betroffenen zu hören und sich mit ihnen zu unterhalten. Das Programm sieht wie folgt aus:

15:00 Uhr: Beginn des traditionell jährlich stattfinden Cottbustreffens von ehemaligen politischen Häftlingen des Zuchthauses Cottbus

16:00 Uhr: Gedenken an Werner Greiffendorf, der sich genau vor 35 Jahren im Freihof des Zuchthauses aus Verzweiflung, dass er von der Bundesrepublik Deutschland nicht freigekauft wurde, selbst verbrannte. Greiffendorf, der seinen Verletzungen am 9. November 1978 im Haftkrankenhaus in Leipzig erlag, wurde in Riesa unter strenger Stasibewachung beigesetzt.

16:30 bis 18:00 Uhr: Friedensgebet „Herr, erbarme Dich!"; Ausgestaltung gemeinsam mit dem Verein Musica Sacra e.V., darunter Sängerinnen und Sängern des Ökumenischen Oratorienchores Cottbus, weiteren Chören des Kirchenkreises Cottbus und anderen Musikern. Für das diesjährige Friedensgebet ist der Leitspruch „Kyrie eleison – Herr, erbarme Dich!" als inhaltlicher Anker gesetzt. Verschiedene Fassungen vom Kyrie werden von unterschiedlichen kleinen Ensembles intoniert und bilden somit den musikalischen Faden. Die bedrückende Stille in der Arrestzelle im Keller wird von Sätzen aus Bachs Solosuiten für Cello durchbrochen. Die Kerzen des Gedenkens in der „Pentaconhalle" symbolisieren die verschlungenen Wege der Geschichte. Das Friedensgebet lebt von der musikalischen Auslegung und ihrer Kraft in der gesamten Gedenkstätte. Superintendentin Ulrike Menzel hält die Andacht im Hof der Gedenkstätte. 

Ab 19:00 Uhr: Vorführung im Kinosaal der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus des Filmes „Wir wollten aufs Meer". Der Film spielt im Zuchthaus Cottbus in den 80er-Jahren. Im Anschluss an die Vorführung kann man sich über Realität und Fiktion mit anwesenden Häftlingen unterhalten. In den Hauptrollen: zu sehen sind Alexander Fehling, August Diehl, Ronald Zehrfeld, Rolf Hoppe, Regie: Toke Constantin Hebbeln.

Am Sonntag, 10. November, wird um 10:00 Uhr der Film "Wohnung, Wiese… und der Knast" der Schüler des Cottbuser Oberstufenzentrums (OSZ), Tom Reißmann und Chris Sonnabend,aufgeführt. Die beiden Schüler reichten beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten die beste Arbeit des Landes Brandenburg ein. Mit einer Kamera gingen sie auf Erkundung in der unmittelbaren Nachbarschaft der heutigen Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus. Sie drehten einen beeindruckenden Dokumentarfilm, der ab Dezember in der neuen Dauerausstellung der Gedenkstätte gezeigt wird. Am 10. November wird er zum ersten Mal öffentlich aufgeführt. Die Schüler stehen für Gespräche über ihre Erkenntnisse und Erfahrungen bei der Entstehung des Films zur Verfügung.

Der Eintritt für das gesamte Programm ist frei. Interessierte Besucherinnen und Besucher sind ganz herzlich in die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus, Bautzener Straße 140, eingeladen.