Am 28. März deckten Mitarbeiter der Grabungsfirma ABBU GbR an der Ecke Wasserstraße/Ostrower Platz in Cottbus-Ostrow hinter einer zunächst unscheinbar anmutenden Scherbe 317 neuzeitliche Münzen auf. Die Scherbe gehörte zu einem Aufbewahrungsgefäß, das in den rund 230 Jahren seit dem Verbergen zerbrochen ist. Ein weiteres Gefäßunterteil, das dabei lag, könnte als Abdeckung gedient haben.

Der Münzschatz besteht ausschließlich aus Silbermünzen, vorwiegend kleinen Nominalen (z. B. 1/24-Taler). Mindestens drei der Münzen sind gelocht und wurden möglicherweise als Anhänger getragen. Die einst in Cottbus gültigen kursächsischen und brandenburg-preußischen Münzen stammen nach erstem Augenschein aus dem Zeitraum von 1678 bis 1778. Einzelstücke sind ein Taler und ein 2/3-Stück von 1678, hinzu kommen sächsische 1/3-Taler. Minderwertige Münzen aus der 2. Kipperzeit oder aus dem Siebenjährigen Krieg fehlen; der Besitzer hatte offenbar auf Wertbeständigkeit geachtet. Der Wert des Fundes betrug etwas mehr als 20 Taler. Eine Köchin verdiente um 1695 ungefähr 10 Taler im Jahr, eine Reise mit der Postkutsche von Berlin nach Küstrin kostete 2 Taler.

Der heutige Wert des Schatzes ist in Zahlen nicht zu erfassen; er liegt schon allein in dessen Existenz. Im Archäologischen Landesmuseum Brandenburg ist noch kein Fund aus dieser Zeit vorhanden und in der Ausstellung berücksichtigt. Hinzu kommen die Informationen, die der Schatz überliefert, etwa, dass im preußischen Cottbus sowohl preußische als auch sächsische Münzen nebeneinander im Umlauf waren. Derzeit sind zehn Münzen restauriert. Vor einer genauen numismatischen Bestimmung und einer wissenschaftlichen Bearbeitung sind weitere restauratorische Arbeiten nötig, die etwa 4000 Euro kosten werden, für die sich hoffentlich Sponsoren oder Spender finden.

Die archäologische Fachfirma ABBU GbR begleitet seit Anfang März die Verlegung einer Fernwärmetrasse am Ostrower Damm und der Wasserstraße von Cottbus, da sich das von den Erdarbeiten betroffene Areal unmittelbar am ehemaligen Dorfanger des alten Ostrow befindet. Der Ort ist seit 1498 urkundlich belegt und seit 1874 in Cottbus eingemeindet. Selten werden so umfängliche Münzfunde in regulären Grabungen von Fachleuten angetroffen. Der Fund zeigt somit die Vorteile einer flächendeckenden archäologischen Begleitung im historischen Raum.