Künstlerisches Gestalten kann unterschiedliches Fühlen, Denken und Tun als Ausgangsposition haben: thematische, inhaltliche Aspekte, visuelle Erlebnisse, Verarbeitung optischer Visionen und nicht zuletzt kreative Auseinandersetzung mit dem Material. Um Letzteres geht es in der Kabinettausstellung „Papierrisse und -faltungen oder: Der neue Katalog ist da!“ von Bettina Winkler Schierz, die vom 30. März bis zum 01. Mai 2011 im Foyer des Cottbuser Rathauses zu sehen ist.

Künstlerische Erkundungen des spezifischen Gefüges von Materialien, ihrer gestalterischen Eigenschaften und Möglichkeiten sind nicht neu. Bei vielen gibt es kaum noch Überraschungen. Im Falle dieser Ausstellung schon. Wenn man über Dinge und ihre Dimensionen nachdenkt, so ist Papier wohl geradezu symbolisch für Zweidimensionalität. Da möchte uns diese Ausstellung gewissermaßen eines anderen belehren. Sie zeigt uns exemplarisch dreidimensionale Gestaltungen aus Papier: Risse und Faltungen - reliefartige und vollplastische Formgebilde, reizvoll und oftmals verblüffend. Es sind Formen, die aus der Zerstörung und Verformung des Materials, seiner Addition und seiner Bewegtheit entstehen.

Seit zwei Jahrzehnten, erstmals präsentiert in ihrer Exposition im Umweltministerium Potsdam, spielt in Werkgruppen der Künstlerin auch immer wieder der Gedanke der Wiederverwendung von Abfallmaterialien eine Rolle, gestalterisch realisiert in Collagen, Assemblagen, Objekten und auch hier in den Papierrissen und -faltungen. Der Untertitel der Ausstellung „Der neue Katalog ist da!“ spielt augenzwinkernd darauf an. Er ist identisch mit dem bekannten Werbeslogan.

Das tiefere Anliegen der Wiederverwendung von Abfallmaterialien in der Kunst ist häufig auch als Hinweis darauf zu verstehen, wie maßlos wir mit den Ressourcen unserer Erde umgehen. Ihrer Mentaltät entsprechend trägt die Künstlerin ihre Kritik leise, aber nicht weniger engagiert vor.

Eine zweite Werkgruppe von Arbeiten, die in der kleinen Ausstellung mit einigen Exponaten präsentiert wird, sind Plastiken aus Pappmaché. Über die plastische Gestaltung hinaus fasziniert die oftmals erstaunlich edel wirkende Oberfläche des einfachen, aus Eierverpackungen gewonnenen Materials.