Am 12.11.2009 werden vier neue „Stolpersteine“ in Cottbus für ehemalige Mitbürger verlegt. Sie werden die bereits vorhandenen 52 „Stolpersteine“ ergänzen, die es seit September 2006 auch in Cottbus gibt. Die Idee der „Stolpersteine“ stammt vom Kölner Künstler Gunter Demnig, dessen Kunstprojekt zum Ziel hat, die verhafteten, deportierten und ermordeten Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Er wird ab 9:30 Uhr vor vier ehemaligen Wohnorten sorbischer (wendischer) und jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger Steine verlegen. In die 10x10 cm großen „Stolpersteine“ sind die Namen der ehemaligen Bewohner und Angaben zum Deportationsschicksal eingemeißelt.

Die Aktion beginnt um 9:30 Uhr an der Ecke Sandower Straße/Oberkirchplatz, wo zur Erinnerung an Pauline Krautz (Pawlina Krawcowa) ein „Stolperstein“ ins Pflaster eingelassen wird. Die Sorbin (Wendin) besaß eine Fahnen- und Kunststickerei in der Sandower Straße 3, wo sie als Erste die sorbischen (wendischen) Trachtenpuppen in größerer Stückzahl vertrieb. Sie wurde im August 1938 von der Gestapo verhaftet, da sie die Umbenennungen alter sorbischer (wendischer) Ortsnamen kritisiert hatte, saß im Frauengefängnis Cottbus in Haft und verstarb 1943 an den Haftfolgen.

Um 10:00 Uhr wird an Emma Rothschild vor dem Haus Münzstraße 42 gedacht. Das Haus war das letzte der sogenannten „Judenhäuser“. Gegen 10:15 Uhr folgt ein „Stolperstein“ vor der Freiheitsstraße 1/ Ecke Neustädter Platz für Netty Dreier, die zusammen mit Emma Rothschild mit dem letzten großen Cottbuser Transport ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde.

Abschließend wird um 10:45 Uhr ein Stein für Siegfried Bernstein in der Karl-Liebknecht-Straße, in Höhe des Überganges Galeria/Blechencarré, verlegt. Er war der Sohn des vorletzten Kantors der jüdischen Gemeinde. Der Pianist lebte nach Ausschluss aus der Reichsmusikkammer 1935 von der Unterstützung der jüdischen Gemeinde in der damaligen Roßstraße 27. In der Reichspogromnacht verhaftet, nach Sachsenhausen deportiert, versuchte er nach seiner Freilassung im Dezember 1938 wiederholt zu emigrieren. Anfang April 1942 wurde er schließlich mit vielen anderen Cottbuser Juden ins Ghetto Warschau deportiert.

Möglich wird die Verlegung der „Stolpersteine“ durch Spenden aus der Cottbuser und Brandenburger Bevölkerung. Sollte die Bereitschaft zu weiteren Patenschaften bestehen, werden auch 2010 „Stolpersteine“ verlegt werden können. Die Kosten für die Patenschaft eines „Stolpersteines“ betragen 95,00 Euro; auch jeder kleinere Betrag ist willkommen (BÜ 90/GRÜNE Stolpersteine, Sparkasse Spree-Neiße, Kontonummer: 3204127990, Bankleitzahl: 180 500 00).