Bauherr: Stadt Cottbus, Fachbereich Immobilien

Die ehemalige höhere Bürgerschule mit Turnhalle wurde 1889 nach Entwürfen von Stadtbaurat Schneider im klassizistischen Stil errichtet. Es handelt sich hierbei um einen dreigeschossigen, zweiflügeligen Verblendziegelbau mit einem steilen Mansardendach, das im Bereich der Seitenflügel ausgebaut ist. Das Gebäude ist komplett unterkellert. Die Kellerräume sind beheizt und werden sowohl für den Unterricht als auch für Freizeitangebote genutzt.

Das aus zwei Gebäudeflügeln bestehende Objekt befindet sich an der Ecke Bahnhofstraße/Bebelstraße. Im zentralen Bereich des Gebäudes ist das Haupttreppenhaus angeordnet, das beide Gebäudeteile, den Südflügel und den Ostflügel bedient. Dieses zentrale Treppenhaus bildet durch seine großzügige zweiläufige Treppenanlage ein markantes Gestaltungselement im Inneren des Gebäudes und ist als solches in seinem ursprünglichen Zustand weitgehend erhalten. Die Stufen aus Granit sowie das schmiedeeiserne Geländer befinden sich noch im Originalzustand. Das Geländer erhielt zu einem späteren Zeitpunkt zusätzliche Verzierungen zwischen den vertikalen Stäben.
Im Giebelbereich des Ostflügels befindet sich ein zweites Treppenhaus mit einer zweiläufigen Treppenanlage mit Blockstufen aus Granit, aufgelegt auf Wangen aus Eisenträgern in Form von I-Profilen. Die Treppe sowie das schmiedeeiserne Geländer sind ebenfalls vollständig erhalten. In beiden Treppenhäusern sind im Erdgeschoss noch Holztüren im Originalzustand vorhanden.

Die Paul-Werner-Oberschule wurde durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport als Ganztagsschule bestätigt. Sie wird als dreizügige Ganztagsschule für die Jahrgänge 7. bis 10. Klasse betrieben. Insgesamt sind hier 350 Schüler und Schülerinnen untergebracht sowie 40 Lehrer bzw. Lehrerinnen.

Grundlage für die Sanierungsmaßnahme war die Erfüllung der bauaufsichtlichen und brandschutzrelevanten Anforderungen an Schulen sowie die Schaffung eines funktionierenden Raumprogramms für Ganztagsschulen. Folgende zentrale Punkte des Raumkonzeptes waren bei der Sanierungsmaßnahme umzusetzen:

  • Schaffung von Stammklassen mit ganzen Jahrgängen auf den einzelnen Etagen
  • Schaffung von Fachklassenräumen auf allen Etagen mit Stammklassen
  • Gewährleistung eines nach bauaufsichtlichen Anforderungen nutzbaren Kellergeschosses, welches für die Mindestraumprogramm-Empfehlungen für Ganztagsschulen unentbehrlich ist
  • Einrichtung von Aufenthalts- und Arbeitsräumen für die Lehrerschaft
  • Erweiterung des Aufenthaltsbereiches und des Speisesaales im Erdgeschoss und mögliche Auflösung der Hausmeisterwohnung
  • Aufwertung der Aula

Weitere Bestandteile der Baumaßnahmen waren:

  • Sanierung des Gebäudes und der technischen Anlagen entsprechend dem Stand der Technik
  • Durchführung von erhaltenden Maßnahmen am Gebäude unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte

Folgende Punkte waren bei der Sanierung prägend:

  • Für die Sanierung der Paul-Werner-Oberschule waren umfangreiche Absprachen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde notwendig. Für die originale Herstellung der Farbstrukturen wurden intensiven Befundnahmen durch eine Restauratorin vorgenommen.
  • Vollständige Fassadensanierung inkl. Erneuerung der Fensterkonstruktion mit verbesserten Schallschutzqualitäten; Auswahl der Konstruktion, Teilung und Farbe der Fenster nach historischer Anlehnung; Integration eines außen liegenden Sonnenschutzes
  • Komplette Sanierung der Dachflächen, Mansarden- und Gesimsbereiche in Anlehnung an den historischen Originalzustand
  • Durch Beschädigungen in Fassaden und Dachabdichtungen sind beträchtliche Wassereinbrüche im Gebäude entstanden. Hierdurch war eine erhebliche Schwammsanierung im gesamten Gebäude notwendig. Dies beinhaltete den Austausch von kompletten Deckenkonstruktionen und Dachbalken sowie den Ersatz von befallenen Mauerwerkswänden.
  • Brandschutztechnische Ertüchtigung des Schulgebäudes im Konsens mit den denkmalpflegerischen Gesichtspunkten
  • Anbau eines filigranen Fluchttreppenturms am Südgiebel der Fassade
  • Wiederherstellung des historischen Belüftungssystems für die Aula und die Klassenräume
  • Sanierung der zentralen Aula im 2. Obergeschoss nach historischen Dokumenten und Befundnahmen
  • Herstellung des ehemaligen Eingangsbereiches in seinem ursprünglichen Charakter mit Umnutzung als Präsentationsraum der Schule
  • Eingliederung des Kellergeschosses in den Schulbetrieb
  • Erneuerung und auf den heutigen technischen Standard gebrachte Fachkabinette (Computerkabinett, Biologie-, Physik und Chemiekabinett)

Das Bauvorhaben wurde kleinteilig ausgeschrieben. Bei der Sanierung wirkten 43 Bauunternehmen mit.

Die Paul-Werner-Oberschule wird nach zweijähriger Bauzeit am 01.09.2008 wieder in Betrieb genommen.

Die Finanzierung der Sanierungsarbeiten erfolgte in Kombination von Darlehensmitteln aus dem Bundesinvestitionsprogramm Zukunft Bildung und Betreuung, Modellstadtmitteln der Städtebauförderung und Eigenmitteln der Stadt Cottbus. Die Gesamtinvestition betrug 4.393.100 Euro.
Damit stehen den Schülern und Lehrern neben modernisierten Unterrichtsräumen auch bessere Möglichkeiten zur Umsetzung des pädagogischen Ganztagsschulkonzeptes zur Verfügung.