Im Streben um internationale Anerkennung und um des Beweises willen, der friedliebendere deutsche Staat zu sein und als einziger die Lehren aus den zwei Weltkriegen gezogen zu haben, ist die DDR auch schon mal Wege gegangen, die heute erstaunen. Und so kam es, dass bereits 1959, vier Jahre vor Unterzeichnung des Elysee-Vertrages durch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, die DDR-Bezirksstadt Cottbus eine Partnerschaft mit Montreuil, einem der zahlreichen Vororte von Paris, eingehen konnte.

Der Exotik und Attraktivität von einst sind 19 Jahre nach der Wende die Mühen des Alltags und die Praxis der kleinen Schritte gewichen. Aber im 50. Jahr der Städtepartnerschaft wollen beide Städte noch einmal Schwung nehmen. Erste Gelegenheit dazu bot sich am vergangenen Wochenende mit der Eröffnung der diesjährigen Herbstausstellung im Rathaus von Montreuil, zu der traditionell Künstler aus einer der Partnerstädte eingeladen werden. Aus Cottbus präsentiert sich dort bis zum kommenden Frühjahr die Ausstellungsreihe „Glad-House-Art“. In Absprache mit dem Betreuer der Reihe, dem Maler Matthias Körner, sind die Cottbuser Fotografen Detlef Dilk und Marian Lachmund nominiert worden, um mit ihren Werken Cottbuser Gegenwartskunst in der französischen Partnerstadt zu repräsentieren.

Von Freitag bis Sonntag waren die Künstler aus diesem Anlass in Montreuil zu Gast. Bereits am Freitag sind sie von Daniel Chaize, dem Beigeordneten für Kultur, empfangen worden. Eine Begegnung mit Künstlern aus Montreuil war am Samstag erster Teil des Besuchsprogramms, bevor um 17:00 Uhr die Vernissage zur Ausstellung, der Höhepunkt der Reise, anstand. Hier bot sich die Gelegenheit, die erst in diesem Jahr ins Amt gewählte Bürgermeisterin Dominique Voynet kennenzulernen. Dank des fürsorglichen Einsatzes von Reinhard Uhlig, Europabeauftragter der Abteilung für Internationalen Austausch in Montreuil, blieb auch noch Gelegenheit für einen Abstecher nach Paris.

Am Sonntagabend traten die beiden Fotokünstler wieder die Heimreise an, zahlreiche Impulse für die eigene künstlerische Arbeit und mögliche Kooperationen im Gepäck. Cottbus und Montreuil wollen die bestehenden Kontakte weiter pflegen. Für die Europawoche im Jubiläumsjahr ist ein internationaler Jugendaustausch in Montreuil anvisiert.