Astronauten schalteten gestern in der Raumstation im Columbus-Modul das Cottbuser Experiment GEOFLOW an

GEOFLOW, das physikalische Experiment vom Lehrstuhl Aerodynamik und Strömungslehre von Prof. Dr. Christoph Egbers, ging nach fünfmonatiger Wartezeit gestern in Betrieb. Der Astronaut Gregory Chamitoff setzte den ca. 40 cm mal 30 cm großen Experimentencontainer am Montagvormittag erfolgreich in das Fluid Science Labor der Raumstation ein. Damit werden ab sofort die im Weltraum erhobenen Daten über Kontrollzentren in Houston, Oberpfaffenhofen, Neapel und Madrid an die BTU weitergeleitet, wo sie das Cottbuser Team aus acht Wissenschaftlern – darunter Physiker, Mathematiker, Geophysiker und Strömungsforscher – rund um die Uhr auswertet.

Erste Umgebungstemperaturdaten wurden bereits erfolgreich an die BTU übermittelt. Um die Datenanalyse quasi „online“ durchführen zu können, hat der Lehrstuhl verschiedene Teams gebildet. Die ersten wissenschaftlichen Daten werden heute ab 13:00 Uhr an der BTU erwartet. Damit hat das Fluidzentrum der Cottbuser Universität für fünf Monate den direkten Draht ins All.

Das Experiment gehört zur geophysikalischen Grundlagenforschung und soll neue Erkenntnisse über die Strömungen im flüssigen Erdkern liefern. GEOFLOW steht für „Simulation geophysikalischer Bewegungen im flüssigen Erdkern“. Es ist das erste deutsche Fluid-Experiment in Columbus, das unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit neue Erkenntnisse liefern wird. Die Schwerelosigkeit ist notwendig, um ein zentrales Kraftfeld zu generieren, welches zur Simulation geophysikalischer Strömungen in einem Kugelschalenmodell benutzt wird – ähnlich der radial wirkenden Gravitation von Planeten.

Die mehrfachen Verzögerungen kamen durch eine Reihe von unvorhergesehenen Dingen zustande. Es begann mit dem verzögerten Start aufgrund einer defekten Tankanzeige auf der Raumfähre. Doch auch als die Raumstation Columbus am 7. Februar 2007 ins All geflogen war, gab es neue Herausforderungen für die Astronauten. Zunächst mussten u.a. die biologischen Experimente abgearbeitet werden. Da es sich bei GEOFLOW um ein Experiment mit langer „Haltbarkeit“ handelt, musste es hinter den dringlicheren Versuchen anstehen.

Nun ist es jedoch endlich so weit. Und die aufgeschobene Zeit wird dem Projekt gut geschrieben. Die komplette Experimentzeit im All - nämlich fünf Monate Parametervariationen (Veränderungen der Experimentparameter, wie die künstliche Anziehungskraft, Temperaturunterschiede innen und außen oder Rotationsgeschwindigkeiten) - bleibt erhalten. Der Datentransfer zur Erde endet im November 2008.