Warum fünf Familien gemeinsam ein Haus kaufen und dieses als Bauherrengemeinschaft sanieren

Er hatte nie daran gedacht, sich eine Wohnung zu kaufen. Doch nun hat er es getan. Er hat sich in eine Wohnung im Gebäude der Ewald-Haase-Straße 4 „verliebt“ und wird dieses Haus mit vier weiteren Familien erwerben, sanieren und dann selbst darin wohnen. Wie ist er zu dieser Entscheidung gelangt?
Der Architekt Christian K. war mit der Voruntersuchung des Gebäudes durch die Stadt Cottbus im Rahmen der Initiative Stadtwohnen beauftragt worden. Im Zuge seiner Arbeit, der Erstellung der Wohnraumkonzeption und der ersten Kostenschätzung, erkannte er, dass dieses Modell der Eigentumsbildung für ihn selbst interessant und finanziell machbar ist. Hinzu kamen der Charakter des historischen Gebäudes und die Lage in der Stadt. Seine Entscheidung war gefallen.

Die Baugruppe besteht inzwischen aus fünf Familien, die in ihren Berufen nicht unterschiedlicher sein könnten: vom Arbeiter bis zum Akademiker, vom Angestellten bis zum freiberuflichen Selbständigen. Gefunden haben sich die Bauherren auf unterschiedliche Weise - die einen bei der Vor-Ort-Präsentation des Gebäudes durch die Initiative Stadtwohnen, eine Aktion der Stadt Cottbus mit Unterstützung der Gebäudewirtschaft Cottbus GmbH und der DSK Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH. Die anderen erfuhren durch Presse, Freunde und Bekannte oder die Cottbuser Baumesse von der Initiative und speziell diesem Gebäude.

Ein Hauptgrund für die Entscheidung, sich eine Wohnung zu kaufen, war und ist die Altersvorsorge. Natürlich könnte man auch eine neu gebaute oder bereits sanierte Wohnung erwerben. Warum also ausgerechnet eine Wohnung in einem unsanierten Haus? Hier kommt die Antwort von allen Beteiligten wie aus einem Munde: die vielfältigen Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung des Objektes, bis hin zu den eigenen vier Wänden. Und die sind wahrlich verschieden. Von modern bis rustikal oder einer Offenheit der Räume wie in einem Loft – alles ist möglich.

Die Bildung von selbst genutztem Wohneigentum wird durch das Land Brandenburg bewusst gefördert. Abhängig vom Einkommen gewährt die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) eine Grundförderung in Form eines Zuschusses in Höhe von 12.000 Euro. Diese kann durch Zusatzförderungen, für beispielsweise den Erwerb eines Bestandsgebäudes (12.000 Euro) und/oder je Kind (5.000 Euro), ergänzt werden. Haushalte mit sehr geringem Einkommen haben die Möglichkeit, eine zusätzliche Förderung zu erhalten. Der verbleibende Finanzierungsbedarf wird über ein Bankdarlehen abgedeckt.

Bei dem Objekt in der Ewald-Haase-Straße 4 liegen die Sanierungskosten bei 720 bis 860 Euro/m², je nach Ausbaustandard. Die monatlichen Belastungen für die Wohnungsgrößen, die von 68 bis 80 m² reichen, rücken somit in Bereiche, die bei aktuellen Konditionen für Förderung und Darlehen und einem angemessenen Tilgungszeitraum von 10 bis 15 Jahren mit den normalen Mietpreisen durchaus konkurrieren können.

Bei der Bildung von selbst genutztem Wohneigentum werden Interessenten durch die Initiative Stadtwohnen unterstützt. Die Initiative wurde im Dezember 2004 von der Stadt Cottbus ins Leben gerufen; sie berät Bauwillige in allen Fragen und begleitet diese bis zum Erwerb des Objektes.
Ein weiteres Haus, welches für die Übergabe an eine Bauherrengemeinschaft bereits vorbereitet wurde, ist das zentral gelegene Gebäude in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 9, in welchem drei große Wohnungen entstehen können.

Ansprechpartnerinnen bei der Initiative Stadtwohnen sind Margit Fleißner (Telefon 0355/ 612 4116) und Katrin Löwa (Telefon 0355/ 612 4106).