Menschen sind neben ihren jeweils individuellen Eigenschaften auf vielfältige Weise kulturell und sozial geprägt, zum Beispiel durch: Nationalität, Religion, Familie, Bildung, regionale Herkunft und sozialen Status. Eine Begegnung zwischen Menschen ist damit an sich immer interkulturell – eine Begegnung zwischen Kulturen. Thematisiert wird die Differenz aber in der Regel erst, wenn Eigenschaften im menschlichen Miteinander als ungewohnt, anders oder fremd wahrgenommen werden.

Interkulturelle Kompetenzen sind die Fähigkeit, mit dem Ungewohnten, Anderen oder Fremden wertschätzend und einfühlsam zur beiderseitigen Zufriedenheit umzugehen. Vorurteile werden in Frage gestellt und Diskriminierungen abgebaut. Interkulturelle Kompetenzen sind soziale Kompetenzen und damit Grundlage des sozialen Zusammenhalts.

Interkulturelle Öffnung ist eine Form der Organisationsentwicklung. Dabei verständigen sich Institutionen, Verwaltungen, Unternehmen oder Vereine systematisch über ihr jeweiliges Selbstbild und ihre Arbeitsweise. Die Organisationen wenden sich verstärkt den jeweiligen Zielgruppen und der Wahrnehmung ihrer spezifischen Bedürfnisse zu. Sie fördern zudem die Pluralität in der Organisation selbst. Die Integration von zugewanderten Menschen in vorhandene Organisationen baut Barrieren ab und fördert Kommunikation. Sie erweitert sowohl die Möglichkeiten der Organisation als auch der Zuwander*innen.

Die interkulturelle Öffnung einer Organisation umfasst in der Regel drei bedarfsbezogene Aspekte: Fortbildungen zum Erwerb interkultureller Kompetenzen, die partizipative Erarbeitung eines Leitbildes mit interkultureller Öffnung als Querschnittsaufgabe sowie die Implementierung von Prinzipien der interkulturellen Öffnung in die Arbeitsabläufe.

Langfristig wird ein höherer Anteil von zugewanderten Menschen in Beschäftigung und Ausbildung in öffentlichen Einrichtungen, im Gesundheits- und Erziehungswesen angestrebt.

Beispiele interkultureller Öffnung in Cottbus/Chóśebuz

Viele Organisationen in Cottbus/Chóśebuz setzen Konzepte und Aspekte interkultureller Öffnung um. Die nachfolgenden Beispiele sind eine Auswahl.

Stadtverwaltung Cottbus/Chóśebuz

Im Integrationsnetzwerk der Stadt Cottbus/Chóśebuz befasst sich eine Vielzahl von Akteur*innen in Arbeitsgruppen hauptsächlich oder anlassbezogen mit Themen der Integration. Vom Integrationsnetzwerk ging der Impuls zum vorliegenden Cottbuser Integrationskonzept aus. Die Mitarbeit im Netzwerk und seinen Arbeitsgruppen ist Teil der interkulturellen Öffnung der beteiligten Institutionen.

Seit 2015 koordiniert die Stadtverwaltung die lokalen Veranstaltungen in der bundesweit jährlich Ende September stattfindenden interkulturellen Woche. Mit einem umfangreichen Programm vieler Träger und Initiativen werden die Facetten gesellschaftlicher Vielfalt vorgestellt, diskutiert und entwickelt.


Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg

Die BTU Cottbus-Senftenberg hat die Charta der Vielfalt unterzeichnet, eine Initiative großer Unternehmen in Deutschland, die sich für Anerkennung, Wertschätzung, Einbeziehung und Respekt in der deutschen Unternehmenskultur einsetzt. Die BTU Cottbus-Senftenberg versteht diese Leitgedanken als hochschulpolitische Querschnittsaufgabe.

Um zur interkulturellen Sensibilisierung beizutragen und die sozialen Kompetenzen der Beschäftigten in diesem Bereich zu stärken, wird an der BTU Cottbus-Senftenberg das „Zertifikat für Internationale Kompetenz" angeboten. Es umfasst drei Punkte: den Nachweis oder den aktiven Erwerb von Fremdsprachkenntnissen, die Teilnahme an wenigstens einer zweitägigen Fortbildung zum Thema „Interkulturelle Kompetenzen" oder „Menschliche und kulturelle Vielfalt" sowie einen Auslandsaufenthalt an einer anderen Institution.


Weitere Institutionen in Cottbus/Chóśebuz

Die Agentur für Arbeit hat auf Bundesebene ebenfalls die Charta der Vielfalt unterzeichnet. Verschiedene Aspekte von interkultureller Öffnung werden hier und im Jobcenter Cottbus realisiert. So stellten beispielsweise die Agentur für Arbeit und das Jobcenter im Bereich Sprachmittlung gezielt Personal mit Migrationsgeschichten und den entsprechenden Sprachkompetenzen ein. Der Stadtsportbund leistet mit dem Programm „Integration durch Sport" langjährig wichtige Beiträge zur interkulturellen Öffnung.

Das Humanistische Jugendwerk in Cottbus/Chóśebuz entwickelt in Begleitung der RAA Brandenburg ein vielfaltsorientiertes Leitbild. Die LEAG ist wie die BTU Cottbus-Senftenberg und die Agentur für Arbeit Unterzeichnerin der Charta der Vielfalt und gestaltet unter anderem jährlich einen „Diversity-Tag".

Beratung und Prozessbegleitung zur interkulturellen Öffnung

Im Netzwerk Integration durch Qualifizierung Brandenburg werden Fortbildungen, Beratungen und Prozessbegleitungen zum Erwerb interkultureller Kompetenzen und zur interkulturellen Öffnung angeboten. Mit einem Teilprojekt richtet die bbw Bildungszentrum Ostbrandenburg GmbH das Angebot an kleine und mittlere Unternehmen, Kammern und Kommunalbetriebe. Mit einem weiteren Teilprojekt wird das Angebot für öffentliche Verwaltungen, Regelinstitutionen, soziale Dienste, Vereine durch die Regionalen Arbeitsstellen für Integration, Bildung und Demokratie Brandenburg realisiert.