von Elisa Bischoff und Juliane Raack

Im September 2007 haben wir unsere Ausbildung zum / zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in der Stadt- und Regionalbibliothek Cottbus begonnen. In der Anfangszeit traf man sich noch häufig mit früheren Schulfreunden. Immer wenn man sich über die Ausbildung unterhalten hat und antwortete: „Ich lerne Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste.“, sah man die großen Fragezeichen beim Gegenüber. Anschließend wich man dann schon darauf aus zu sagen, dass man in der Bibliothek arbeitet. Aber auch das war irgendwie nicht so vorteilhaft, weil jeder daraufhin sofort sagte: „Ist das nicht furchtbar langweilig?“ Häufig haben wir es dann auch mit Aussagen zu tun bekommen wie: „Da liest du dann den ganzen Tag oder was?“ oder aber auch „Da ist doch eh´ alles alt und verstaubt!“ An dieser Stelle möchten wir jetzt einmal darüber aufklären, dass nicht alles alt und verstaubt ist und das wir auch keinesfalls den ganzen Tag lesen. Langeweile kommt natürlich nicht auf.

Zunächst einmal ein paar allgemeine Fakten zur Berufsausbildung. Es handelt sich in diesem Fall um eine 3-jährige duale Ausbildung, dass heißt man lernt zwei Drittel im Ausbildungsbetrieb und ein Drittel der Ausbildung ist man in der Berufsschule. Diese befindet sich in Berlin (OSZ Bürowirtschaft und Verwaltung in Steglitz). Der praktische Teil wird wie bereits erwähnt in der Stadt- und Regionalbibliothek Cottbus (Berliner Straße) vermittelt. Hierbei ist es das Ziel am Ende der Ausbildung in alle Teilbereiche der Bibliotheksverwaltung hineingeschnuppert zu haben. Der Berufsschulunterricht findet im Blockmodell statt, so dass man immer drei Wochen am Stück Unterricht hat und dann ca. acht bis zehn Wochen im Betrieb ist. Weiterhin absolviert man zwei Praktika während der 3-jährigen Ausbildungszeit. Wenn man diese in Cottbus machen möchte, finden diese jeweils für drei Wochen im Informations-, Kommunikations- und Medienzentrum (IKMZ – Universitätsbibliothek) und dem Stadtarchiv (Bahnhofsstraße) statt. Hierbei geht es vor allem darum einen Einblick in die anderen Fachrichtungen des Ausbildungsberufes zu bekommen. Es gibt fünf verschiedene Fachrichtungen: Archiv, Bibliothek, Medizinische Dokumentation, Bildstelle und Information und Dokumentation. Mit dem Beginn der Ausbildung legt man sich bereits auf eine Fachrichtung fest. Diese ergibt sich natürlich aus der ausbildenden Einrichtung. Somit geht es im Folgenden also nur um die Fachrichtung Bibliothek, denn wir machen unsere Ausbildung ja in der Stadt- und Regionalbibliothek. Nun aber genug der Vorrede, denn jetzt geben wir euch einmal einen kleinen Einblick hinter die Kulissen. Schließlich wollen wir endlich mit dem Vorurteil aufräumen, dass unsere Arbeit furchtbar langweilig ist und aus Lesen besteht.

Okay, zugegeben, es gibt schon eine gewisse Monotonie in unseren Arbeitstagen, aber sobald diese beginnt, hört sie eigentlich auch schon wieder auf. Jeder „normale“ Morgen beginnt mit dem Rücksortieren der Medien, die am Vortag abgegeben wurden. Dabei bekommt man einige Gruppen zugewiesen (anfangs nur eine, aber mit der Zeit immer mehr). Man hat nun die Aufgabe diese zu überprüfen auf Schäden und Vollständigkeit und sie zu säubern. Dabei hört die Monotonie auch eigentlich schon auf, denn jeden Tag sind dabei andere Ereignisse. Man muss Beschädigungen melden, zurückgelassenes Eigentum aufnehmen und gegebenenfalls melden und natürlich muss man auch sehen, ob ein Medium unvollständig ist, denn dann ist es notwendig dieses wieder zu vervollständigen durch die Nachfrage beim letzten Entleiher. Hat man nun alles überprüft und gesäubert, ordnet man die Medien zurück ins Regal. Alles unterliegt einer Ordnung in einer Bibliothek und muss dem zu Folge auch wieder gewissenhaft in diese Ordnung integriert werden. Aber auch hier ist nicht jeder Tag gleich. Mal hat man nur wenig mit der Regalordnung zu tun, weil sich die Benutzer am Vortag vorgesehen haben, aber an anderen Tagen hat man sehr viel neu zu ordnen und wieder gerade zu rücken. Somit variieren die Zeiten, die man dafür benötigt ebenfalls von Tag zu Tag. Wenn man diese Arbeit erledigt hat, warten dann auch schon unzählige andere auf einen, es soll ja eben nicht langweilig werden…

Hat man nun also die tägliche Regalordnung erledigt und alle Medien stehen wieder an ihrem Platz, gibt es viele verschiedene Arbeitsaufgaben, die erledigt werden müssen. Dabei ist natürlich nicht immer alles an einem Tag zu tun. Im Folgenden geben wir euch hier einmal eine kleine Auswahl der verschiedensten Tätigkeiten, die im Aufgabenbereich eines / einer Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste liegen.

Natürlich bekommt man auch seinen eigenen Arbeitsplatz in der Bibliothek, denn in der heutigen Zeit funktioniert kaum noch eine Bibliothek ohne ein Computersystem. Eine erste wichtige Tätigkeit ist es, die neuen Medien zu inventarisieren. Hierbei bekommt jedes neue Medium eine Barcodenummer, wird gestempelt und muss natürlich gesichert werden, um es vor Diebstahl zu schützen. Das passiert alles sowohl mit gekauften Medien, als auch mit Geschenken. Im Anschluss daran werden diese Medien dann aufgeteilt und jeder zuständige Bibliothekar bekommt seine Medien zur Katalogisierung. Hier werden dann also die Medien in das Computersystem eingegeben und sie bekommen ihren Standort in der Bibliothek zugewiesen. Wenn die Bibliothekare diese Arbeit erledigt haben, bekommen wir diese wieder zurück und haben die Aufgabe sie dauerhaft nutzbar zu machen, indem wir sie größtenteils folieren. Um die Medien im Bestand auffindbar zu machen und sie den Standorten zuordnen zu können, bekommen sie dann auch noch eine Beschriftung. Das ist eine Arbeitsaufgabe für die Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, die nahezu täglich anfällt und häufig auch in geballter Ladung. Hat man diese beiden Arbeitsgänge erledigt, sind die Medien bereit für die Ausleihe. Sie müssen nun nur noch ins Regal gestellt werden, damit sich die Benutzer diese ausleihen können.

Damit sich die Benutzer überhaupt etwas ausleihen können, müssen auch Ausleihdienste übernommen werden. Während der Ausbildung hat man zwei feste Ausleihdienste, wobei es einen Frühdienst von 10- 14 Uhr und einen Spätdienst von 14 – 18 Uhr umfasst. Auch hierbei gibt es jede Menge verschiedenster Aufgaben zu erledigen. Im Vordergrund zählt natürlich die Ausleihe und Rücknahme von Medien, aber man muss auch Vormerkungen rausgeben, telefonische Auskünfte und Verlängerungen bearbeiten und man hat auch mal mit weniger freundlichen Benutzern zu tun. In diesen Fällen geht es dann meistens um die Bezahlung von hohen Mahngebühren oder aber auch um den Ersatz von beschädigten oder verloren gegangenen Medien. Natürlich hat man während dieser Dienste auch noch mit der Neuanmeldung von Benutzern zu tun. Hierbei muss man die Daten in das Bibliothekssystem einpflegen und im Anschluss muss man den neuen Benutzer noch kurz in die Bibliotheksbenutzung einführen und ihm erklären, wo er was findet. Aber auch hier ist jeder Ausleihdienst anders und man kann nie sagen, was einen erwartet.

Wenn die Medien nun wieder abgegeben wurden und man eine Beschädigung festgestellt hat, ist zu prüfen, ob es eine Verschleißerscheinung ist oder ob man den Benutzer dafür belangen kann (Wasserschaden). Wenn es sich um Verschleißerscheinungen handelt, kommen die Medien in die Buchpflege. Hier können kleinere Schäden wieder repariert werden und sind anschließend wieder für die Ausleihe bereit. Häufig finden in der Bibliothek nach den Öffnungszeiten noch Veranstaltungen statt. Auch hier muss eine Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste helfend zur Seite stehen. Für die Organisation und alles drum und dran gibt es natürlich festgelegte verantwortliche Personen, aber um die Veranstaltung durchzuführen werden immer mehrere Helfer benötigt. Hierbei gibt es zum Beispiel die Betreuung des Einlasses, wobei man Karten verkaufen bzw. bereits gekaufte Karten kontrollieren muss. Aber auch das macht einen riesigen Spaß, da man sich häufig die Veranstaltungen, bei denen man mithilft, nach seinen eigenen Interessen aussuchen kann. Somit kann man seinen Beruf mit seinen Privatinteressen verbinden.

Wir haben uns einmal Gedanken gemacht, was uns als erstes zu unserer Ausbildung einfällt:

„Es ist vor der Ausbildung nicht leicht für mich gewesen, mich für eine bestimmte Richtung zu entscheiden, weil ich verschiedene Interessen hege. Daher bin ich im Nachhinein froh, dass ich mich für diese Ausbildung entschieden habe, denn hier gibt es die Möglichkeiten allein zu arbeiten, aber auch zu zweit oder im Team, ich kann mit dem PC aber auch manuell arbeiten z.B. beim Folieren, habe gleichzeitig den Kontakt zu verschiedenen Menschengruppen und kann beispielsweise im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit meine Vorliebe für das Gestalten ausleben. Zudem macht es richtig Spaß, auch wenn nicht immer alles so einfach ist…“
(Azubine Elisa, 3. Ausbildungsjahr)

„Ich hatte zu Beginn der Ausbildung besondere Angst vor dem Umgang mit den Benutzern. Es war nie mein Ding mit fremden Menschen zu kommunizieren. Nach den ersten Ausleihen bin ich aber genau darin total aufgeblüht und heute ist es mir eine Freude den Benutzern hilfreich zur Seite zu stehen und mit ihnen gemeinsam Lösungen für ihr Problem zu finden.“
(Azubine Juliane, 3. Ausbildungsjahr)

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Ausbildung zum / zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste sehr vielseitige und abwechslungsreiche Aufgaben umfasst, wobei man täglich mit den verschiedensten Anforderungen konfrontiert wird.

(Cottbus, Mai 2010)