Sehr geehrter Herr Kollege Bessac, lieber Patrice, sehr geehrter Herr Prof. Lukas, sehr geehrte Damen und Herren Stadtverordnete, liebe Cottbuserinnen und Cottbuser, vor allem liebe Freunde aus Montreuil,

es ist mir als Oberbürgermeister der Stadt Cottbus/Chóśebuz eine große Ehre und Freude, dass Sie unserer Einladung aus Anlass des 60. Jahrestages der Städtepartnerschaft zwischen Montreuil und Cottbus gefolgt sind. Ich denke, ich kann hier im Namen aller Cottbuserinnen und Cottbuser sprechen und sie alle herzlich willkommen heißen.

Jan Gloßmann

Als Gastgeber danke ich Ihnen für die herzlichen und zuversichtlichen Worte. Ich möchte das bekräftigen: Ja, die Partnerschaften sind unter anderen politischen Vorzeichen begründet, um nicht zu sagen: gerade von DDR-Seite verordnet worden. Mancher erinnert sich, dass die Partnerschaft mit Saarbrücken nur ausgewählten Cottbuserinnen und Cottbusern offen stand. Und wer durfte schon nach Montreuil reisen? Aber die Partnerschaften haben überdauert und sie leben, vielleicht nicht als Ehe, so aber doch als intakte Fernbeziehung. Das zählt.

Sehr geehrte Damen und Herren,

vor 80 Jahren wurden Grenzen überschritten, um ein Tausendjähriges Reich herbei zu bomben und herbei zu morden. Der deutsche Überfall auf den Nachbarn Polen setzte den Zweiten Weltkrieg in Gang, mit dem Holocaust an den europäischen Juden, den Millionen Toten sowie mit unsagbarem Leid und Zerstörung.

Vor 30 Jahren sind ebenfalls Grenzen überschritten worden. DDR-Bürger entzogen sich der Diktatur einer Partei, so, wie es Jahre zuvor schon unsere polnischen Nachbarn getan hatten. Freiheit und Demokratie waren die großen Ziele, die erreicht wurden – wenn auch nicht alle Träume reiften.

Wir sollten die Städtepartnerschaften weiter dazu nutzen, die Verständigung unter Bürgerinnen und Bürgern, vor allem jungen Leuten zu fördern und vor allem Geschichte zu vermitteln.

Freiheit, das muss die Botschaft sein, Freiheit ist unersetzbar, und sie ist immer an Verantwortung gekoppelt. Mitten in Europa arbeiten wir so an einem Projekt des Friedens, der gegenseitigen Achtung, des Respekts und der Freundschaft, das 1959 mit den Unterschriften von den Stadtoberhäuptern André Gregoire und Heinz Kluge.

Ausdruck der Wertschätzung und Anerkennung ist, dass Du, lieber Patrice, dich morgen in das Goldene Buch der Stadt Cottbus/Chóśebuz eintragen wirst. Wir verankern die Freundschaft zwischen unseren Städten damit im Geschichtsbuch der Stadt.

Sie, sehr geehrter Herr Prof. Lukas, bitte ich, unsere Grüße an Kollegin Charlotte Britz zu übermitteln und ihr herzlich zu danken für ihren ganz persönlichen Einsatz, die Partnerschaft unserer beiden Städte zu beflügeln. Ich gehe davon aus, dass wir mit Herrn Oberbürgermeister Uwe Conradt, der sein Amt in Saarbrücken am 01.10. antreten wird, diesen Weg fortsetzen werden. Denn aus den zurückliegenden Monaten und Jahren wissen wir, dass wir auch eine weitere intensive deutsch-deutsche Verständigung brauchen, ein Verstehen für Regionen und Lebensläufe, die Jahrzehnte getrennt blieben und noch heute unterschiedlich „ticken“.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wenn in Cottbus/Chóśebuz von Städtepartnerschaften die Rede ist, dann fällt unweigerlich der Name unserer Partnerstadt Zielona Gora. Erst vor wenigen Tagen ist auch das Jahresprogramm mit 78 Projekten mit unseren polnischen Nachbarn unterzeichnet worden. Dies zeigt die wahrhaft europäische Achse der Verständigung zwischen Frankreich, den deutschen Bundesländern und Polen, selbst wenn unsere Länder, vielleicht aber auch nur die Regierungen in der einen oder anderen Frage unterschiedliche Auffassungen und Haltungen vertreten. Man kann diese Achse aus Cottbuser Sicht gern bis nach Lipezk verlängern.

Das ist eine gute Basis für die gedeihliche Zusammenarbeit in den kommenden Jahren für lebendige Partnerschaften zwischen unseren Städten, zwischen den Bürgerinnen und Bürgern, in Vereine, Institutionen, Gruppen, Unternehmen und manchen Familien. Gerade diese Bereitschaft, diese Hingabe aus der Mitte der Gesellschaft wollen wir weiter fördern.

(Rede vor der Stadtverordnetenversammlung am 25.09.2019)

(Es gilt das gesprochene Wort.)