Am 11. Januar 2007 erhielt die Stadt Cottbus für den Sozialen Stadtumbau in Sachsendorf-Madlow den "Preis Soziale Stadt 2006". Der Wettbewerb "Preis Soziale Stadt" ist bundesweit der bekannteste Wettbewerb zur Würdigung sozialer Initiativen in Stadtquartieren und wird seit 2000 alle zwei Jahre ausgelobt. Eine hochrangig besetzte Jury wählte 11 Preisträger aus 190 eingereichten Projekten aus.

Wichtiger Hinweis
Ausstellungstafel vom Preis Soziale Stadt ‧ PDF ‧ 2.75 MByte ‧ 07.02.2007

Warum ein Preis für Sachsendorf-Madlow?

Sachsendorf-Madlow ist das größte Stadtumbau-Gebiet im Land Brandenburg. Seit 1993 büßte das Wohngebiet mehr als die Hälfte seiner Einwohner ein. Zudem erschwerte ein massives Umzugsgeschehen die Herausbildung stabiler Nachbarschaften und veränderte die soziale Struktur. Im Stadtteil wird seit dem Jahre 2000 ein umfassender Stadtumbau, der flächenhafte Abrisse mit gezielten Aufwertungsmaßnahmen verbindet, modellhaft mit Initiativen der "Sozialen Stadt" verknüpft. Projekte zur Förderung der Gemeinwesenarbeit und der lokalen Beschäftigung greifen mit baulichen Maßnahmen eng ineinander.

Um schnell wirksame Zeichen der Erneuerung zu setzen, konzentrierten Stadt und Wohnungsunternehmen ihre Kräfte auf Startprojekte:

  • Von der leergefallenen Kita zum Nachbarschaftstreff: Das Soziokulturelle Zentrum inmitten des Wohnquartiers Turower Straße bildete den Auftakt für den grundhaften Umbau der umgebenden Wohnhäuser.
  • Treffpunkt Stadtzelt: Die Umgestaltung des zentralen Gelsenkirchener Platzes zu einem vielfältig genutzten Treffpunkt mit einer Zeltüberdachung hatte Signalwirkung für den ganzen Stadtteil.
  • Platte wird Stadthaus: Aus demontierten Platten eines Wohnhochhauses entstanden auf Initiative der Wohnungsbaugenossenschaft "Stadt Cottbus" e.G. Stadtvillen zu verträglicher Miete für die Genossenschafter.

Diese Maßnahmen leiteten einen Stimmungsumschwung ein, der durch vielfältige Mitwirkungsmöglichkeiten der Bewohner unterstützt wurde:

  • Seit 1997 dient der Stadtteilladen am Fußgängerboulevard Gelsenkirchener Allee als zentrale Anlauf- und Informationsstelle.
  • Der 1998 gegründete Bürgerverein Sachsendorf/Madlow e.V. macht sich für die Belange der Bürger stark und ist in alle Planungen einbezogen. Ein Höhepunkt seiner Arbeit ist das jährliche Bürgerfest.
  • Der Bürgerbeirat "Soziale Stadt" beschließt seit 2003 die Verwendung von 50% der für soziale Zwecke zur Verfügung stehenden Mittel.
  • Der 2003 gegründete Cottbuser Flüchtlingsverein e.V. hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Migranten vielfältig in das Stadtteilleben eingebunden sind.
  • Seit 2005 arbeiten Einrichtungen, Vereine und Bewohner des Stadtteils im "Sachsendorfer Bündnis für Familien" zusammen und setzen gemeinsam Projekte für Eltern und Kinder um.

Ein Schwerpunkt des sozialen Stadtumbaus ist die Bildung. Beispiele sind:

  • die "Initiative Lesefuchs", die Grundschülern an acht "Vorleseorten" Sprachkompetenz vermittelt;
  • das Netzwerk "Lernende Lausitz", das über das Projekt der Fachhochschule Lausitz "Lernen im sozialen Raum" vielfältige außerschulische Betreuungen aufbaute und auch die Eltern der Schüler erreicht;
  • "Leonardo's Meisterbude" als integriertes Schulverweigerer-Angebot zur Vermeidung von Schulabbrüchen;
  • die Europa-Schule "Regine Hildebrandt", die Schulhof und Sportanlagen für die Nachbarschaft öffnet und mit vielen Angeboten in den Stadtteil hineinwirkt.

Die Jury würdigte in ihrer Laudatio, dass mit diesen und vielen weiteren Maßnahmen sowie dem Engagement Vieler in überschaubarer Zeit ein Imagewandel und eine nachhaltig positive Entwicklung für den hinsichtlich seiner sozialen Perspektive gefährdeten Stadtteil eingeleitet werden konnte. Sachsendorf-Madlow findet zur Normalität eines Cottbuser Stadtteils ohne besondere soziale Probleme zurück.