Niedersorbisches-deutsches Kinderbuch „Ronny und seine sagenhaften Freunde im Reich der Hexe Morawa. Teil II: Die Spiele der Morawa/Graśa Mórawy"
Niedersorbisches-deutsches Kinderbuch „Ronny und seine sagenhaften Freunde im Reich der Hexe Morawa. Teil II: Die Spiele der Morawa/Graśa Mórawy"
Uwe Gutschmidt

Vor 70 Jahren ist der reguläre Sorbisch/Wendisch-Unterricht an Grundschulen eingeführt worden. Aus diesem Anlass hat die Stadt Cottbus/Chóśebuz ergänzend zu ihrem beständigen Engagement als Trägerin der Lutki-Grundschule am Montag, 13.06.2022, einen Klassensatz des niedersorbisch-deutschen Kinderbuches „Ronny und seine sagenhaften Freunde im Reich der Hexe Morawa. Teil II: Die Spiele der Morawa/Graśa Mórawy“ aus dem Burger Błota-Verlag den Schulkindern dieser Witaj-Grundschule übergeben. Im Anschluss daran fand eine zweisprachige Online-Lesung mit dem ehemaligen Sorbisch/Wendisch-Lehrer Uwe Gutschmidt statt.

Oberbürgermeister Holger Kelch: „Der heutige Tag zeigt einmal mehr, dass wir in unseren Bemühungen zur Stärkung der sorbischen/wendischen Schulbildung nicht nachlassen dürfen. Denn es geht darum, ein besonderes kulturelles Merkmal unserer Region zu erhalten. Wer soll dies tun, wenn nicht wir.“

Die vor 70 Jahren erfolgte Einführung von regulärem Sorbisch/Wendisch-Unterricht war nach einem Jahrhunderte andauernden Prozess der Nichtachtung und des Verbotes dieser Sprache im Schulwesen ein nationalitäten- und kulturpolitischer Wendepunkt für die Niederlausitz. Dies gilt in besonderem Maße auch für Cottbus/Chóśebuz, da die Schule im heutigen Cottbuser Ortsteil Sielow/Žylow eine der fünf Niederlausitzer Grundschulen (Döbbrick/Depsk, Willmersdorf/Rogozno, Briesen/Bjazyna und Werben/Wjerbnjo) war, in denen vor 70 Jahren der Sorbisch/Wendisch-Unterricht begonnen wurde. Die Lutki Grundschule ist zugleich eine von zwei Grundschulen, die bis heute erhalten geblieben ist, und zwar als Witaj-Grundschule. Im Jahr 1952 erfolgte in Cottbus/Chóśebuz außerdem die Gründung des heutigen Niedersorbischen Gymnasiums.

Dieses Jubiläumsjahr ist gleichzeitig Grund zur Freude und Anlass zu weiteren Anstrengungen. Denn einerseits haben seit nunmehr sieben Jahrzehnten Generationen engagierter Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam mit interessierten Schülerinnen und Schülern und deren Eltern der sorbischen/wendischen Sprache als einem wesentlichen kulturellen Alleinstellungsmerkmal der Niederlausitz auch eine schulische Perspektive eröffnet. Anderseits zählt die UNESCO das Niedersorbische nach wie vor zu den „ernsthaft gefährdeten Sprachen“.