Stolpersteine
Stolpersteine
Stadt Cottbus/Chóśebuz

Zum Hintergrund:

Bei den Dreharbeiten zu dem Film „Schindlers Liste“ äußersten Überlebende des Holocaust den Wunsch, vor der Kamera über ihre Erinnerungen zu berichten. Dies regte den Regisseur Steven Spielberg dazu an, mit den Einnahmen, die der Film einspielte, 1994 die Shoah Foundation zugründen. Ihre Aufgabe ist es, die Schilderungen der Überlebenden auf Video aufzunehmen, um sie nachfolgenden Generationen als Unterrichts- und Bildungsmaterial zugänglich zu machen. Eines dieser Bildungsangebote ist der IWalk.

Was ist ein IWalk?

IWalk ist ein interaktives Bildungsprogramm, das konkrete Orte mit Erinnerungen an historische Ereignisse verbindet, die an diesen Orten stattgefunden haben. IWalks sind Stadt-Rundgänge, die man geführt durch eine App digital oder vor Ort nachverfolgen kann. Zeugnisse von Holocaust Überlebendenund Zeugen aus dem „Visual History Archive“ der USC Shoah Foundation werden bei Besuchen an authentischen Orten mit anderen Primärquellen kombiniert, um die oft fehlenden sozialen und regionalen Kontexte sowie den persönlichen Aspekt historischer Ereignisse zu vermitteln.

Was ist das Besondere?

Die IWalks veranschaulichen Geschichte im lokalen Umfeld und durch die individuellen Geschichten und Erinnerungen der Zeitzeugen. Geschichte bleibt nicht abstrakt, sie wird konkret, persönlich und nachvollziehbar. Das ermöglicht den Nutzern des IWalks, einen Zugang zu den historischen Ereignissen zu finden und die Erkenntnisse auf ihre eigene Gegenwart zu übertragen. Die Pädagogik des IWalk fördert kritisches Denken, regt zur demokratischen Partizipation an und stellt gleichzeitig das Gedenken an die Opfer in den Mittelpunkt.

Der Cottbuser IWalk

Der Cottbuser IWalk ist der erste für Deutschland. Er folgt den Spuren der Juden in Cottbus. Sieben Orte in der Innenstadt sind mit der wechselvollen Geschichte der jüdischen Gemeinschaft verbunden. Der Weg führt von der Vergangenheit bis in die Gegenwart. Dabei lernt man ehemalige Cottbuser kennen, die ihre persönlichen Geschichten erzählen. Der Rundgang beginnt am Standort der 1938 zerstörten Synagoge. Stationen sind unter anderem die Berliner Straße, der Altmarkt oder das heutige Rathaus. Es geht um jüdisches Leben in Cottbus und seine fast vollständige Auslöschung, es geht um Diskriminierung, Antisemitismus, um Flucht und Deportation. Aber auch die Rückkehr jüdischen Lebens nach Cottbus ist Thema. Der Rundgang dauert ca. 90 Minuten. Der Cottbuser IWalk wurde von dem Cottbuser Verein generationE im Auftrag der Shoah Foundation entwickelt.

An wen richtet sich der IWalk?

Der Cottbuser IWalk ist auf junge Leute ab dem Alter von 14 Jahren und auf Erwachsene zugeschnitten. Der IWalk kann wie eine Exkursion entweder vor Ort oder digital von Schulklassen zum Geschichtsunterricht, an Projekt- oder Wandertagen genutzt werden. Zu jeder Station sind Fragen hinterlegt, die zur Reflexion über die historischen Ereignisse oder die Zeitzeugenaussagen anregen. Darüber hinaus kann selbstverständlich jede/jeder Interessierte den IWalk durchlaufen.

Wie kann man einen IWalk nutzen?

Die IWalks der USC Shoah Foundation können als kostenlose App heruntergeladen werden. Schulklassen können über einen gemeinsamen Zugangscode den IWalk als Gruppe durchlaufen. Die Antworten der einzelnen Schülerinnen und Schüler auf die hinterlegten Fragen können von den Lehrerinnen und Lehrern online eingesehen werden. generationE wird Einführungsworkshops für interessierte Lehrerinnen und Lehrer anbieten.

Das Projekt wurde von der Stiftung „Erinnerung Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) gefördert.

Infos zu generationE:

generationE e. V. ist eine deutsch-amerikanische Bildungsinitiative, die Projekte zur Holocaust-Pädagogik entwickelt und koordiniert. Die Gründung von generationE geht auf eine Begegnung im Jahr 2011 zurück. Damals besuchte Steven Schindler, der Sohn zweier Holocaust-Überlebende rerstmals Cottbus, die Heimatstadt seines Vaters. Er traf die Cottbuser Journalistin Nicole Nocon und beide erkannten, dass sie ein gemeinsamer Wunsch verbindet: die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und die Geschichten der Opfer und Überlebenden zu nutzen, damit junge Menschen heute Empathie, ein moralisches Rückgrat und Geschichtsbewusstsein entwickeln. 2019 initiierten Nicole Nocon und Steven Schindler Deutschlands erstes „Butterfly Project“ an der Bewegten Grundschule in Cottbus. Die Resonanz war enorm. Deutschlandweit haben sich inzwischen über 30 Schulen dem „Butterfly Project“ angeschlossen. Nicole Nocon koordiniert das Projekt in Deutschland. Ermutigt durch die Nachfrage von Schulen haben Nicole Nocon und Steven Schindler generationE 2019 gegründet und weitere Projekte auf den Weg gebracht. generationE arbeitet inzwischen mit internationalen Partnern wie der USC Shoah Foundation (USA), dem„Butterfly Project“ (USA), der Zachor Foundation (HU), dem Anne Frank Haus (NL), der Gedenkstätte Theresienstadt (CZ) und dem Arolsen Archiv zusammen.

Zum App Store:

https://apps.apple.com/de/app/iwalk-usc-shoah-foundation/id1176057571