OB Holger Kelch, Gennadi Kushnir, Vors. Jüdische Gemeinde, Bgm Marietta Tzschoppe
OB Holger Kelch, Gennadi Kushnir, Vors. Jüdische Gemeinde, Bgm Marietta Tzschoppe
Jan Gloßmann

Oberbürgermeister Holger Kelch, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Cottbus, Gennadi Kushnir sowie Bürgermeisterin Marietta Tzschoppe haben gemeinsam mit Cottbuserinnen und Cottbusern am Dienstag der Opfer der Pogromnacht vom 09.11.1938 gedacht. Sie legten an der Gedenktafel für die alte Cottbuser Synagoge in der Karl-Liebknecht-Straße Kränze und Blumen nieder. Die Synagoge in der damaligen Jahrstraße war in der Nacht des 09.11.1938 ebenso wie Tausende jüdische Gotteshäuser in Brand gesteckt worden. Mit den Pogromen begann die systematische Vertreibung und Vernichtung der Jüdinnen und Juden Europas durch die Nationalsozialisten.

OB Holger Kelch in seinen Gedenkworten: „Antisemitismus hat in Deutschland wieder erschreckende Ausmaße angenommen. Die Vorfälle reichen von Mordanschlägen bis hin zu den täglichen Beleidigungen und Schmähungen. Dem gilt es entgegenzutreten, nicht nur heute und hier im Gedenken an die Opfer der Nazidiktatur, sondern im täglichen Leben. Begegnung, Austausch und Toleranz sind nötig. Als Staat haben wir die Religionsfreiheit und die Würde des Menschen zu garantieren, so wie es das Grundgesetz festschreibt. Das ist und bleibt so allererste Aufgabe des Staates und seiner Institutionen, es ist aber auch Herausforderung der gesamten Gesellschaft in Verantwortung vor der Geschichte und dem jüdischen Volk. Diese Verantwortung bleibt. Sie muss den nachfolgenden Generationen vermittelt werden. Wir brauchen eine umfassendere Bildung gerade zu diesen Ereignissen und Fragen. Denn es gibt heute junge Erwachsene, die allein schon mit dem Datum 09.11.1938 nichts mehr anfangen können, die nicht wissen, was an jenem Tag kulminierte und was ihm folgte. Deshalb freue ich mich, dass heute hier so viele Schülerinnen und Schüler des Evangelischen Gymnasiums anwesend sind. Und ich freue mich über engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die es als wichtig erachten, diesen Stoff zu vermitteln. Frieden, Menschenwürde, Vernunft, Toleranz und Demokratie sind möglich, wenn wir sie gemeinsam gestalten und verteidigen. Das ist der Aufruf an uns alle an diesem Tag.“

Cottbus/Chóśebuz ist derzeit die einzige Stadt im Land Brandenburg mit einer Synagoge. Die Jüdische Gemeinde hat dort ihrer religiöse Heimat.

Am Nachmittag gab es im Stadtteil Schmellwitz eine Gedenkveranstaltung unter dem Titel „Bunte Mützen statt brauner Kappen“. Für den Abend ist ein Gedenkkonzert in der Oberkirche geplant.