An den Zahlen – nach Darstellung der Opferperspektive 41 rechte Übergriffe im Jahr 2016 – gibt es nichts zu beschönigen. Jeder dieser Vorfälle ist einer zu viel. Grundsätzlich ist die Stimmung aggressiver geworden. Das zeigen viele Mails oder Posts in sozialen Netzwerken voller Hass und teils auch volksverhetzend – die aber in der Mehrzahl nicht von Cottbuserinnen und Cottbusern stammen.

In der Stadt Cottbus gibt es breit gefächerte Beratungs- und Betreuungsangebote mit vielfältigen Kontaktmöglichkeiten für ausländische Mitbürger und die Cottbuserinnen und Cottbuser. In diesen Gesprächen wird offen über Übergriffe, Pöbeleien oder Beleidigungen gesprochen; diese Informationen werden entsprechend auch transportiert – leider sind nicht alle Betroffene, gerade unter den Flüchtlingen, bereit, tatsächlich Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Das aber ist die Voraussetzung für die Strafverfolgung durch die Ermittlungsbehörden. Gegen puren Fremdenhass helfen nur Ermittlungen der Polizei und Strafen durch die Justiz. Gegen Verunsicherung und Verlustängste helfen Aufklärung, Gespräch und Fakten. Dazu bedarf es der Bereitschaft aller, den sozialen Frieden und die Gewaltlosigkeit sowohl verbaler als auch körperlicher Art in Cottbus gewährleisten zu wollen. Dazu braucht es ausreichend Lehrer an den Schulen, aufgeschlossenen und aufmerksame Eltern und eine offene Gesellschaft.

Die Stadt Cottbus hat in den vergangenen Monaten überproportional viele Flüchtlinge aufgenommen. Grund ist der Zuzug in eine attraktive Stadt mit funktionierender sozialer Infrastruktur. Das ist möglich, weil im Land Brandenburg jeder Flüchtling, der angemeldet ist, seinen Wohnsitz frei wählen darf. Viele ehrenamtliche Helfer, die freien Träger und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung Cottbus und der städtischen Gesellschaften, den Schulen und Kindereinrichtungen leisten täglich einen Beitrag zur Unterbringung und Integration der Flüchtlinge. Die Grenze der Belastbarkeit ist bei vielen erreicht. Auf die daraus entstehenden Probleme hat die Stadt Cottbus die Landesregierung nachdrücklich aufmerksam gemacht. Dazu zählt vor allem die Finanzierung von Unterbringung und Integration.

Insgesamt leben in Cottbus derzeit etwa 6000 Menschen mit ausländischem Hintergrund, darunter knapp 1000 Studenten und insgesamt etwa 2500 Flüchtlinge.

Dass der Bund Deutscher Kriminalbeamter mehr Personal und bessere Ausstattung der Ermittler fordert, ist ein alarmierender Fingerzeig. Gleichzeitig ist bekannt, dass es im Süden Brandenburgs eine verfestigte rechtsextreme Struktur gibt.

Dass die Cottbuserinnen und Cottbuser nicht gewillt sind, die Stadt von rechtsextremen Gruppen vereinnahmen zu lassen, haben sie in großer Zahl jüngst anlässlich des Gedenkens am 15. Februar vor dem Staatstheater und bei zwei Demonstrationen am gleichen Tag deutlich gemacht