In der aktuellen Debatte um die Weiterentwicklung der Bildungsangelegenheiten der Sorben/Wenden und der Perspektive des Witaj-Projektes am Niedersorbischen Gymnasium unterstützt die kreisfreie Stadt Cottbus/Chóśebuz als erste Kommune in der Niederlausitz die zuständigen sorbischen/wendischen Gremien. Oberbürgermeister Holger Kelch fordert vom Bildungsministerium mehr Verantwortungsbewusstsein und Sensibilität für sorbische/wendische Schulfragen. In einem Schreiben an Bildungsminister Günther Baaske erläutert der Oberbürgermeister die Sorge um die Weiterführung des Witaj-Projektes am Niedersorbischen Gymnasium sowie um eine wirklich der Revitalisierung der niedersorbischen Sprache dienenden Überarbeitung der Sorben/Wenden-Schulverordnung.

Die Position des Cottbuser Staatlichen Schulamtes der Landesregierung zum besonderen Teilungsunterricht für Witaj-Schülerinnen und -Schüler am Niedersorbischen Gymnasium und die Stellung des Bildungsministeriums zur gegenwärtig angelaufenen Überarbeitung der Sorben/Wenden Schulverordnung erscheinen der Cottbuser Stadtspitze in diesem Zusammenhang nicht zielführend bzw. zumindest sehr fragwürdig.

Zum Erhalt der niedersorbischen Sprache sind weiterhin kleine Lerngruppen in Teilungsunterricht notwendig, was in der Schulverordnung zu regeln und mit mehr Lehrstunden auszustatten ist. Zudem wird in absehbarer Zeit Sorbisch/Wendisch-Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit muttersprachlichem Niveau gebraucht. Dies ist ebenso regelbedürftig und auch hier sind mehr Lehrstunden notwendig. Es muss die Möglichkeit gegeben werden, in einem festzulegenden Rahmen in der Sprache auf jeweiligem Niveau unterrichtet zu werden. Dabei ist der jeweils höchstmögliche Sprachstand anzustreben, sind die Kinder von ihrem jeweiligen Ausgangsniveau zum Spracherwerb zu führen, und es darf kein einziges dieser Kinder vom sorbischen/wendischen Bildungsangebot ferngehalten oder abgeschreckt werden.

Oberbürgermeister Holger Kelch sieht in dieser Frage auch konkrete kommunale Verantwortlichkeiten berührt, da die kreisfreie Stadt Cottbus/Chóśebuz nicht nur Schulträger des Niedersorbischen Gymnasiums ist, sondern auch der Witaj-Grundschule Sielow/Žylow sowie sechs weiterer Grundschulen und einer Oberschule, an denen Sorbisch/Wendisch als Fach unterrichtet wird. Das Niedersorbische Gymnasium ist laut „Verwaltungsvereinbarung zum Übergang der Trägerschaft für das Niedersorbische Gymnasium Cottbus" zwischen dem Land Brandenburg und der Stadt Cottbus/Chóśebuz vom 07.11.2005 eine Schule mit besonderer Prägung. Des Weiteren verweist Oberbürgermeister Holger Kelch auf die sich aus der Hauptsatzung ergebene Selbstverpflichtung, die Ausübung des Rechtes auf freie und gleichberechtigte Entfaltung der sorbischen/wendischen Sprache und Kultur zu fördern. Aufgabe der Landespolitik sei es, die Stadt Cottbus/Chóśebuz dabei zu unterstützen und nicht zu behindern.

Der Erhalt und die Revitalisierung der sorbischen/wendischen Sprache und Kultur habe positive Auswirkungen auf die Zukunftsperspektiven der gesamten Niederlausitz – verantwortungsbewusste Kommunal- und Kreispolitik muss daher den solidarischen Schulterschluss mit Gremien der Sorben/Wenden suchen und vollziehen.