Oberbürgermeister Holger Kelch sieht die Aufnahmekapazität für Flüchtlinge in der Stadt Cottbus als nahezu erschöpft an. Allein für die erste Oktoberwoche sind etwa 300 weitere Flüchtlinge angekündigt, die der Stadt zugewiesen werden sollen. „Wir werden tun, was wir können, aber die Kapazitäten sind nicht unendlich", erklärte Kelch am Donnerstag nach einer weiteren Sitzung des Cottbuser Krisenstabes. Der Vorlauf zur Herrichtung von Unterkünften ist nahezu aufgebraucht. „Eine Krise ist ausgebrochen." Das liege an dem unverminderten Zustrom von Flüchtlingen aus Bayern, die deutschlandweit verteilt werden. So wird die Stadt Cottbus am Freitag voraussichtlich 44 weitere Flüchtlinge aufnehmen, ab Montag sind täglich etwa 50 Menschen avisiert, die aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes nach Cottbus geschickt werden. Diese Zuweisungen laufen im normalen Quoten-Verfahren ab, wobei die Zuweisungen höher liegen als bislang. Dennoch wird die Stadt darauf verzichten, auch die Lausitz-Arena zu belegen. Das hat Oberbürgermeister Kelch bereits am Donnerstagvormittag entschieden. Weitere Unterbringungs-Optionen würden zusätzlich geprüft. Dazu gehörten auch nötige Rahmenbedingungen wie Sanitäreinrichtungen oder Fragen der Sicherheit für Anwohner und Objekte.

Hinzu kommt die Ankündigung des Landes Brandenburg, in Cottbus eine Außenstelle der Erstaufnahmeeinrichtung Eisenhüttenstadt einrichten zu wollen. Zunächst sind zwei Turnhallen in der Poznaner Straße hergerichtet worden, die ursprünglich zum Notfallplan der Stadtverwaltung gehörten. Dazu waren am Donnerstag Feuerwehrleute im Einsatz. Am späten Nachmittag traf eine erste Hilfslieferung mit Feldbetten, Decken u.ä. aus der polnischen Partnerstadt Zielona Gora in Cottbus ein. Kelch: „Dafür sind wir außerordentlich dankbar."

Zudem hat das Land Unterlagen zu weiteren Gebäuden in Cottbus abgefordert. Konkrete Termine zur Ankunft der zusätzlichen Flüchtlinge sowie ihre exakte Zahl lagen bis zum Abend in der Stadtverwaltung noch nicht vor. In den Hallen in der Poznaner Straße ist zunächst Platz für etwa 250 Personen. Gebäude wie am Bonnaskenplatz oder das frühere Hotel Branitz bieten derzeit keine Möglichkeiten für die Unterbringung von Flüchtlingen. Untersuchungen haben ergeben, dass der Aufwand, die lange ungenutzten Gebäude wieder auf Vordermann zu bringen, unverhältnismäßig hoch wäre.

Außerdem, so Holger Kelch, sei der Bund in der Pflicht, wieder für beherrschbare Verfahren zu sorgen. Dazu müsste die Möglichkeiten des Rechtsstaates ausgeschöpft werden. Kelch: „Wir wissen, dass es auch in Cottbus brodelt." Er bat die Bürgerinnen und Bürger dennoch um Verständnis für die Notsituation. Einmal mehr hätten sich auch viele Frauen und Männer mit Angeboten zur Hilfe oder mit Spenden gemeldet. Solche Angebote werden weiter unter der E-Mail-Adresse fluechtlinge@cottbus.de gesammelt.