Seit ca. 15 Jahren erhalten Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten der Welt im Carl-Thiem-Klinikum die andernfalls nicht mögliche, aber dringend erforderliche medizinische Versorgung.

Das CTK bekam unlängst die erneute Anfrage, ob das Klinikum ein hilfebedürftiges siebenjähriges Mädchen aus dem afghanischen Krisengebiet in Cottbus versorgen kann. CTK-Geschäftsführer Dr. Andreas Brakmann zögerte nicht lange gezögert und erteilte sofort seine Zustimmung.

An den genauen Zeitpunkt an dem die Zusammenarbeit mit der Organisation „Friedensdorf International" begann, können sich Oberärztin Dr. Annette Sillack und ihr Chef Dr. Carsten Ruttig, Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, eigentlich nicht mehr so richtig erinnern. So lange ist es schon eine gute Gepflogenheit, dass das Cottbuser Klinikum Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten eine neue Chance auf ein schmerzfreies und gesundheitlich weitgehend unbelastetes Leben gibt. „Friedensdorf International" ist Initiator der Idee, für Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten eine medizinische Behandlung in Deutschland zu organisieren, wenn eine Versorgung im Heimatland nicht möglich ist. Dafür ist die Unterstützung durch medizinische Einrichtungen erforderlich, die alle erforderlichen Behandlungen als Spende erbringen.

Das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus nimmt im Rahmen dieses Projektes jährlich ein bis zwei Kinder zur Behandlung auf. Speziell im Bereich der Kieferchirurgie hat sich das Klinikum dabei mit einer schnellen und hochwertigen Versorgung einen guten Ruf erworben. „Wir versorgen z.B. alte Kiefergelenkfrakturen, die, weil unbehandelt verheilt, Fehlstellung oder Bewegungseinschränkungen zur Folge haben. Auch Unterkieferfrakturen, Weichteildefekte oder schwere Abszesse und die Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten gehören zu unserem Behandlungsspektrum", berichtet Dr. Annette Sillack. Die Oberärztin gehört seit 1988 zum Team der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Viele der Kinder, die über das „Friedensdorf International" nach Cottbus kommen, hat sie ganz persönlich betreut. Selbst Mutter von zwei Söhnen, kann sich Dr. Sillack gut in die Lage ihrer ausländischen Schützlinge versetzen: „Die Kinder haben oft Schlimmes erlebt, ehe sie Vertrauen fassen; das dauert schon eine Weile. Sie wissen nicht, was als Nächstes passiert, sind allein in der Fremde und verstehen natürlich auch die Sprache nicht – das ist schon nicht einfach für ein Kind." Die anfänglichen Sprachprobleme meistert die Oberärztin übrigens oft mit Hilfe der ausländischen Studenten der BTU. Die Kinder lernen aber auch relativ schnell, sich zu verständigen, und sie besuchen in der Zeit ihrer Behandlung die Klinikschule.

Wenn sie nach erfolgreicher Behandlung wieder in ihrer Heimat und bei ihren Familien sind, reißt der Kontakt nach Cottbus nicht immer gleich ab. Im Büro von Dr. Sillack hängt beispielsweise eine Kinderzeichnung von Aktar, einem afghanischen Jungen, der ihr ein Bild von seinem Zuhause geschickt hat, mit der erklärenden Unterschrift: Vater, Mutter, Onkel, Kamel. „Die Kinder zu erleben, ist immer eine bewegende, schöne Erfahrung und bereichert die Arbeit. Deshalb bin ich auch sehr dankbar, dass wir diese Hilfe leisten dürfen", sagt Frau Dr. Sillack bevor sie wieder zu ihren Patienten eilt. Zur Zeit behandelt die Klinik ein kleines siebenjähriges Mädchen. Basjan kommt aus Kabul. Ihre Behandlung ist fast abgeschlossen; in der kommenden Woche wird sie nach Hause zurückkehren.