Am 22. April vor 70 Jahren wurde Cottbus nach heftigen Kämpfen durch die Rote Armee befreit. Dieser Jahrestag der Befreiung unserer Stadt soll auch Anlass sein, der Frauen zu gedenken, die während der zwölfjährigen Schreckensherrschaft des Dritten Reiches Widerstand gegen den Nationalsozialismus leisteten und inhaftiert waren. Die aktuell im Technischen Rathaus gezeigte Ausstellung „Frauen im Widerstand gegen die Nazi-Herrschaft – Frauenzuchthaus Cottbus 1939-1945" erinnert an das Schicksal dieser mutigen Kämpferinnen.

Stellvertretend sei besonders an Pauline Krautz (geboren am 18.12.1890 in Dahlitz/Dalic, gestorben am 16.09.1941 in Kolkwitz/Gołkojce) erinnert. Sie trat öffentlich für den Erhalt der sorbischen/wendischen Kultur und Sprache ein und wurde 1938 wegen „Vergehens gegen das Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei" zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. Während der Haft erkrankte Pauline Krautz schwer; ihr Geschäft wurde in den Ruin getrieben. Nach der Haftentlassung verkaufte ihr weder ein Geschäft in Cottbus Material für ihre Arbeit, noch nahm ihr eine Vertriebsstelle im Spreewald ihre Trachtenpuppen ab. Nach der Haftentlassung war sie körperlich und seelisch gebrochen. An Pauline Krautz erinnert seit November 2009 auch ein „Stolperstein" in der Sandower Straße 4, ihrem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus, in dem sie von 1926 bis 1938 wohnte und wirkte.

Die Ausstellung spannt den Bogen von der Ausgrenzung der Frauen aus der parlamentarischen, akademischen und Arbeitswelt seit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten bis zur Darstellung einzelner Frauenschicksale. So werden neben der sorbischen/wendischen Schneidermeisterin und Trachtenstickerin Pauline Krautz u. a. die Ärztin Elfriede Paul, die Sozialdemokratin Johanna Kirchner und die Reformpädagogin Erna Stahl, welche in Cottbus inhaftiert waren, vorgestellt.

Das frühere Zentralgefängnis in der Bautzener Straße wurde im August 1937 in ein Frauengefängnis und 1939 in ein Frauenzuchthaus umgewandelt. Ab 1942 war es ein Durchgangslager für Frauen aus Deutschland sowie aus besetzten europäischen Ländern wie Frankreich, Belgien, Holland, Norwegen und Dänemark, die Widerstand gegen die Nazis und die Besetzung ihrer Länder geleistet haben.

Die Ausstellung kann bis zum 27. April 2015 im Technischen Rathaus, Karl-Marx-Straße 67, zu den Öffnungszeiten des Stadtbüros besichtigt werden (Mo: 8:30-13:00 Uhr; Di, Do: 8:30-18:00 Uhr; Fr: 8:30-12:00 Uhr; Sa: 9:00-11:00 Uhr). Sie ist besonders für die politische Bildung von Schülerinnen und Schülern geeignet.