Das Cottbuser Grundlagenexperiment zur Strömungsforschung Geoflow II darf jetzt weitere drei Monate auf der Internationalen Raumstation (ISS) bleiben, nachdem es am 16. Februar 2011 mit einer Ariane-5-Rakete gestartet wurde und seit März 2011 Daten an die BTU Cottbus sendet. Ursprünglich sollte Geoflow II bis Ende Juni laufen und dann mit verschiedenen anderen Geräten des Fluid Science Labors mit dem letzten Shuttle zur Erde zurückgebracht werden. Aufgrund einer internen Umplanung bei ESA und weil Geoflow so erfolgreich Daten liefert, wurde diese Verlängerung möglich. "Uns freut dies aus mehreren Gründen", so Prof. Dr. Christoph Egbers vom Lehrstuhl Aerodynamik und Strömungslehre. "Wir können nun zusätzliche drei Monate Experimente durchführen bis Ende September, das ist fast eine Verdoppelung unserer Experimentierzeit. Weiterhin können wir eine weitere Diagnostik nutzen, um die Bilddaten besser auswerten zu können."

Die Versuchsreihe von Geoflow II im Fluid Science Labor des Weltraumraumlabors Columbus sendet seit 22. März kontinuierlich Daten an die BTU Cottbus. Seit diesem Tag sind fast 15 Gigabytes an Daten am Lehrstuhl angekommen und verarbeitet worden. Der Lehrstuhl Aerodynamik und Strömungslehre hat in seiner Bodenstation einen 24-Stunden-Schichtbetrieb aufgebaut, der Ende Juni 2011 enden sollte. Die eigentliche wissenschaftliche Auswertung wird in diesem Herbst beginnen und voraussichtlich das ganze nächste Jahr in Anspruch nehmen.

Hintergrund:

Das Modell, das Prof. Christoph Egbers und sein Team für das Experiment im Weltall konzipiert haben, bildet eine Art Mini-Erde nach. Der Container, in dem sich dieses Modell befindet, hat die Größe eines Schuhkartons. Geoflow II soll die Strömungen im Erdmantel simulieren und Prozesse wie Magma-Strömungen oder die Entstehung von Vulkanen besser verstehen helfen. Dazu wurde eine Flüssigkeit, die sich ähnlich wie Honig verhält, zwischen zwei unterschiedlich warmen Kugeln eingefüllt. Diese Kugeln werden unterschiedlich stark erwärmt, durch elektrische Hochspannung entsteht eine »künstliche Gravitation« und durch die Rotation werden sie bewegt. Eine Kamera fotografiert die Strömungsmuster, die sich in der Flüssigkeit aufgrund der bestehenden Rahmenbedingungen bilden

2008 startete der Vorgänger von Geoflow II schon einmal zur ISS, welches die Strömungen im äußeren flüssigen Erdkern untersuchte. Das Modell war ähnlich aufgebaut, doch als Flüssigkeit wurde ein dünnflüssiges Silikonöl verwendet. Die Untersuchungen richteten sich dabei auf Konvektionen im flüssigen Erdkern, die aufgrund von Änderungen der Strömungsrichtung möglicherweise in Zusammenhang mit Veränderungen im Magnetfeld der Erde stehen.

Das Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) fördert die an der BTU Cottbus dazu laufenden deutschen Untersuchungen.