Im Streben nach internationaler Anerkennung und um des Beweises willen, der friedliebendere deutsche Staat zu sein, ist die DDR auch schon mal Wege gegangen, die im Nachhinein erstaunen. So kam es 1959, also bereits vier Jahre vor der Unterzeichnung des Elysee-Vertrages durch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle, zum Abschluss der ersten Städtepartnerschaft zwischen der DDR-Bezirksstadt Cottbus und dem französischen Montreuil, einem der zahlreichen Vororte von Paris.

Die Exotik und die Attraktivität von einst sind heute, also 19 Jahre nach der Wende, den Mühen des Alltags und der Praxis der kleinen Schritte gewichen. Doch im 50. Jahr der Städtepartnerschaft wollen beide Städte noch einmal Schwung aufnehmen. Nach den Jugend- und Künstlerbegegnungen in jüngerer Zeit zwischen dem Cottbuser Glad-House und dem Cafe La Peche in Montreuil folgte Ende letzten Jahres die Einladung an zwei Künstler aus Cottbus, mit ihren Werken eine Ausstellung im Rathaus unserer Partnerstadt zu bereichern.

Nach der fast schon historisch zu nennenden „Wachablösung“ für den Posten des Bürgermeisters im vorigen Jahr legt Dominique Voynet (Grüne),die neue Amtsinhaberin im Montreuiler Rathaus, den Schwerpunkt bei der internationalen Arbeit vermehrt auf europäischen Austausch und Kooperation. Zum Beweis der Ernsthaftigkeit dieses Anspruchs wird unsere Partnerstadt in der diesjährigen Europawoche vom 3. bis 10. Mai Gastgeber einer internationalen Jugendbegegnung sein. Jugendliche aus weiteren vier europäischen Städten, darunter Cottbus, werden sich mit Gleichaltrigen aus Montreuil in Workshops mit der Frage „Was ist Europa für mich?“ auseinandersetzen. Am 8. Mai, einem Feiertag in Frankreich, werden sie gemeinsam der Befreiung Europas vom Faschismus gedenken.

Die Formulierung eines Grußworts, zu halten im Rahmen einer offiziellen Zeremonie, war eine von zahlreichen Hausaufgaben, die die Projektleiter vom Humanistischen Jugendwerk Cottbus von dem Vorbereitungstreffen im März aus Montreuil mitbrachten. Eine weitere bildete die Erstellung eines Image-Films über Cottbus. Den fertigen Film und weitere Ergebnisse vierwöchiger intensiver Vorbereitung stellen die Jugendlichen erstmals am kommenden Donnerstag, 30. April, um 15:00 Uhr, im Rahmen der offiziellen Verabschiedung der Delegation durch Geschäftsbereichsleiter Berndt Weiße und Monika Hansch, Leiterin des Fachbereichs Jugend, Schule und Sport, im Rathaus vor. Gelüftet wird bei dieser Gelegenheit ebenfalls das Geheimnis, was die Gruppe als Lausitzer Beitrag zum European Brunch beisteuern wird.

Der Jugendaustausch ist ein gemeinsames Projekt des Humanistischen Jugendwerks Cottbus, des städtischen Fachbereichs Jugend, Schule und Sport und des Büros des Oberbürgermeisters, das auch finanziell unterstützt.