- Donnerstag
- 08.12.2022 · 11:00 – 19:00 Uhr · Brandenburgisches Landesmuseum für moderne Kunst (Cottbus) ·
Eine Eigenheit des modernen Bildplakats ist seine Beschaffenheit aus Papier, wenngleich es die digitale Sphäre nach seiner Kreation heute nicht mehr zwingend verlässt. Die Reflexion des Plakats als papiernes Medium ist in Varianten immer wieder Ausgangspunkt für Gestaltungsideen in der Plakatkunst gewesen. Besonders im zeitgenössischen Plakat ist zusätzlich zu dem inhaltlichen Kommunikationsauftrag diese selbstreflexive, formale Tendenz unübersehbar bzw. nicht zu überhören: Es scheint auf den Blättern in der Ausstellung zu knistern und zu rascheln, dreidimensional wölben sie sich gleichsam uns entgegen – es wird zerknüllt und zerrissen, geschnitten, gelocht, geknickt und gefaltet. Überraschend oft beziehen die Plakatkünstler*innen aus der Dekonstruktion des Materials die gestalterische Energie für den entscheidenden inhaltlichen Kniff ihrer Arbeiten. Und manches Mal zitiert das Plakat sich schlicht selbst, als ein im öffentlichen Stadtraum geklebtes, gar überklebtes und abgerissenes Blatt Papier. Dessen Auftritt ist jedoch zwangsläufig ein kurzer, da ihm weitere folgen, die ebenfalls um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlen. Von Ferne blitzt in einigen Plakaten noch die Kunstgeschichte der 1950er-Jahre auf, als in Paris und Rom die sogenannten Affichisten die subversive Poesie des zufällig entdeckten und nachempfundenen Plakatabrisses mit den Mitteln der Decollage-Technik feierten.